Text: Hans-Peter Kurr | Foto: Christian Reichel
Nina Pichler, vierfache Rolf-Mares-Preisträgerin, erhielt von einer Freundin ein Lese-Exemplar des Stückes mit dem merkwürdigen Titel, das der ehemalige Rowohlt-Theaterverlags-Vize Malte Hartmann bereits in das Programm seines eigenen Kölner Verlagshauses aufgenommen und dadurch geadelt hatte.
Auch Ulrike von Kieseritzky, Direktorin des Ottenser Monsun-Theaters, hat ein Spürnäschen für Neuentdeckungen. So fand sich die geeignete Crew zusammen, um dieses Stück in Szene zu setzen, das – so weist der Programmzettel aus – tiefe Einblicke in die Köpfe von fünf Mitdreißigern gestattet, die sich alle nicht zurecht finden, weder in ihren Beziehungen zueinander noch in ihren zumeist gekappten Verbindungen zur Gesellschaft, in der sie leben.
Nicht nur, weil das ohnehin ein schwieriges Thema für die auch optisch orientierte Bühnenwelt ist, sondern auch wegen der erschütternden Bündelung negativer Emotionen wie Hass, Zorn, Aggression, besteht die erste Hälfte dieser etwas über einstündigen Belehrung „vom Bühnenkatheder herab“ fast ausschließlich aus Monologen. Das lässt sich nicht nur gut ertragen, sondern sogar genießen, weil die Pichler für die fünf Figuren überzeugende Schauspieler zusammenschweißen konnte, deren Namen (Solveig Krebs, Anja Topf, Klaus Bayer, Gerrit Neuhaus und Mirco Thiele) man in der Hamburger Szene schon gut kennt.
Es hat bei dieser Inszenierung den Anschein, als sollten für eine neue Klasse der Dramatik alle Regeln, an denen sich deutschsprachige Bühnenleute seit Generationen gehalten haben, hinfällig werden, als sei eine neue Art der Bühnenaussage entstanden, die der üblicherweise leicht zu erkennenden Handlung entraten könne. Anstelle dessen herrschen bei Nina Pichler kühle Eindringlichkeit und heftige Leidenschaft.
Insgesamt: Ein hervorragender Abend durch fantasiereiche regieliche Umsetzung, ein ungewöhnliches Bühnenbild (Julia Bühle-Nowikowa) und gute Darsteller.