Text: Oliver Törner | Foto: Urs Röthlisberger
Man sitzt an der Bar und denkt sich nix Besonderes. Plötzlich fängt die Frau neben einem an zu plappern. Etwas zu laut, als dass es ein Selbstgespräch sein könnte. Die Gespräche ringsum verstummen. Sie erzählt. Sie hat Aristoteles gelesen. Sie säuft. Und betrachtet sich selbst: „Es dauert nicht lange und die Flasche liegt in der Hand. Automatisch, ohne Pathos, ohne Emotion. Sie liegt einfach da, ruhig und selbstverständlich … Mit klarem Kopf fühlt sich das Leben besser an, sagen die Therapeuten. Da bin ich mir nicht so sicher. Ein paar Whiskys im Schädel bringen ein gutes Gefühl in die Eingeweide, man spürt Wärme, Gelassenheit.“
Miriam Fiordeponti verkörpert „Die Säuferin“ mehr, als dass sie sie spielt. René Schweizers Text war eigentlich nicht für die Bühne geschrieben, die Schauspielerin hat ihn für sich entdeckt und rezitiert ihn spielend (Regie: Kenneth Huber) sozusagen vor Ort. Eben an der Bar. Und fesselt einen damit unbedingt. Sie schenkt einem ordentlich ein, sinnbildlich gesprochen. Und man kann sich daran berauschen. An ihrer Sicht der Dinge, was das Leben mit einem macht. Wie Drinks die Optik verändern, aber auch, wie man im Leben überhaupt die eigene Sicht auf die Dinge gewinnen könnte. Ein beschwingender Tresenmonolog – zum Glück jetzt wieder in Hamburg zu erleben. Für drei Abende.
25. Oktober, 1. und 8. November, jeweils 20.30 Uhr in der M&M Bar des Hotels Reichshof
Mehr Informationen unter: www.die-saeuferin.com
Karten unter: 040 / 24833-729