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Ferkel und Eule

Moving Puppets im Fundus Theater
Ferkel und Eule

Begegnen sich nur flüchtig: Ferkel und Eule

Text: Dagmar Ellen Fischer | Foto: Moving Puppets

Das kleine Ferkel ist unglücklich. Es darf erst zum Spielen gehen, wenn es aus seinem Zimmer einen richtigen Saustall gemacht hat. Dabei liebt es Ordnung und Sauberkeit über alles. Doch seine Eltern denken, dass sich in solch einem ordentlichen Zimmer, in dem sogar Bausteine der Farbe nach sortiert sind, kein Schwein wohl fühlen kann! Also verteilt es widerwillig Spielsachen, Socken und Sonstiges wild im Zimmer. Dafür lobt es seine Mutter freudig, und endlich darf es zum Spielen nach draußen – nicht ohne sich zuvor noch anhören zu müssen: „Und mach‘ dich schön schmutzig!“ Denn auch Ferkels Vorliebe für saubere Hosen und dessen Begeisterung für eigenhändig erzeugte Musik auf einem Xylophon stoßen auf extremes Missfallen: Künstlerische Ambitionen und Sauberkeit – als ob man dem Nachwuchs nicht jeden Tag gezeigt hätte, wie ein ordentlicher Schweinestall auszusehen hat, fragt sich der Eber-Vater unter Selbstvorwürfen …

Der kleinen Eule geht es ähnlich. Nichts wünscht sie sich sehnlicher, als abends früh ins Bett gehen zu dürfen. Doch beide Eulen-Elternteile sind der Meinung, dass sie unbedingt noch Scharf-Gucken üben müsse, denn das gehöre schließlich zu einer zukünftigen, großen Nachteule. Notfalls dürfe sie auch noch eine Stunde spielen – Hauptsache sie bliebe wach! Und so quält sich das kleine Vögelchen noch eine Weile herum, bevor ihm vor Müdigkeit die Augen zufallen – und sein Vater sie erneut tadelt …

Obwohl Leidensgenossen, dürfen sich die beiden niedlichen und namensgebenden Tiere im 50-minütigen Puppentheater „Ferkel und Eule“ nur ein einziges Mal treffen: Zufällig landet der kleine braune Vogel auf dem Baumhaus des Schweinchens, in dem das nach Herzenslust ordentlich sein darf. Doch statt einer Begegnung, die sich fantasievoll hätte weiterspinnen lassen, passiert … wenig.

Andrea Schulz hat als begabte Puppenspielerin alles, was sie braucht: eine großartige Idee, die alltägliche Streitpunkte aus der Menschenkinder-Welt ins Tierische und damit für die jungen Zuschauer ab vier Jahren ins Witzig-Absurde verkehrt; liebenswerte und gut zu handhabende kleine Mitspieler; passende Musik; und einleuchtende Technik – doch ein rundes Ganzes, eine Geschichte wird in der Regie von Wolfgang Buresch nicht daraus. Vor allem fehlt der Schluss: Das Stück ist unmotiviert irgendwann nur deshalb zu Ende, weil das Licht ausgeht – und viele Kinder lassen völlig zu Recht ein verwirrtes „Hä?“ hören. Schade auch, dass der angelegte Story-Faden von Ferkels gefundenem Xylophon – der das Publikum auf eine musikalische Nebenstrecke setzt – nicht wieder aufgegriffen wird und ungeklärt versandet. Kein Ausrufe-, leider ein Fragezeichen zum Finale der Kindertheaterwoche.

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