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Frau Meier, die Amsel

Theater Pina Luftikus im Fundus Theater
Frau Meier, die Amsel

Schale ohne Kern: Petra Jaeschke nimmt als Frau Meier ihren Garten ins Visier

Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Theater Pina Luftikus

Frau Meier ist verdammt stolz auf ihren Garten. Deshalb zeigt sie schwärmerisch die Gemüsebeete, ihre Obstbäume und die kleine Kräuterecke. Dabei ist sie derart grenzenlos in ihrer Begeisterung, dass sie sogar über die Bühne hinaus jenseits der Rampe im Zuschauerraum kleine Pflänzchen entdeckt: Die Kinder aus den vorderen Reihen sind in ihren Augen gut gewachsene Zucchini und Möhren oder aber Unkraut, das sie vergeblich versucht, auszurupfen …

Offenbar ist Frau Meier allein zuhause. Sie zählt die Knöpfe an ihrer Jacke und die geernteten Kartoffeln in der Küche. Vielleicht ist ihr langweilig? So jedenfalls wirkt der erste Teil des Stückes von „Frau Meier, die Amsel“ auf die Kinder. Das Spannendste an der gemeinsamen Gartenbegehung ist der nicht vorhandene Maulwurfshügel, den das Publikum im Kopf aufwirft. Der große Rest ist Gedankengut, das die Kinder mitunter erreicht – wenn Frau Meier überlegt, ob sie auch ihrer Vogelscheuche eine warme Mütze stricken soll; oder aber eben nicht: Die geäußerte Befürchtung, dass neben ihrem Haus ein Flugzeug notlanden könnte, gehört auf einen eher abwegigen Pfad ihres Gartens.

Die Haupt- und Titelfigur kommt spät: Nach der Hälfte des Stückes, das ohnehin nur 30 Minuten dauert, findet Frau Meier einen kleinen Vogel in ihrem Garten. Eine wunderbare Idee, diesen aus einer Kartoffel mit blauer Feder zu erschaffen; weniger überzeugend, dass Petra Jaeschke als Frau Meier zwischendurch die große Behutsamkeit in ihren Händen aufgibt, mit der sie das verletzliche Tierchen aufhebt und in ein Nest setzt, das sie aus ihrer eigenen Mütze bildet.

Hunger hat das winzige Federtier, aber zum Glück wissen die Kinder, was Vögel fressen: Regenwürmer! Mit der Mücke, die Frau Meier kurz zuvor erschlug, ist das junge Publikum indes als Vogelfutter nicht einverstanden. Egal, der Kleine braucht reichlich Nahrung, also wird auch die platte Mücke verfüttert. Mehr Futter sucht und findet die Stief-Vogelmutter erneut im Richtung Zuschauerraum erweiterten Garten: Fliegen, die doch tatsächlich auf Kinderbeinen sitzen, werden erschlagen und dem kleinen Vogel in den Schnabel gesteckt.

Diese Kontaktaufnahme ist eine tolle Idee, und davon gibt es einige mehr im Stück. Doch nicht genug, um die Aufmerksamkeit der Kinder zu halten. In der ersten Viertelstunde passiert fast nichts jenseits der Beschreibung des Gartens. Höhepunkt und Ende ist dann das Klettern auf einen Baum, von dort aus fliegt Frau Meier mit dem kleinen Vogel in der Hand davon.

„Frau Meier, die Amsel“ war das sogenannte Lieblingsstück im Rahmen des Hamburger Kindertheater Treffens, das per Los zu Beginn des Festivals ermittelt wird. Gezogen wurde allerdings „Es rumort im Schrank“ vom Theater Homunculus, doch musste dieser Beitrag aus Krankheitsgründen entfallen, und das Theater Pina Luftikus sprang kurzfristig ein.

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