Kritik / Schauspiel

Freiheit! 1848

axensprung theater im Museum für Hamburgische Geschichte

Barrikadenkampf für die Revolution: Oliver Hermann (hinten), Erik Schäffler und Jantje Billker

Text: Christian Hanke / Foto: Alexandra Calvert

Im Museum für Hamburgische Geschichte wird Vergangenes in diesen Tagen wieder lebendig. Dank des Theaterensembles Axensprung, das erneut eine ereignisreiche Episode der deutschen Geschichte theatral bearbeitet hat und in einer äußerst abwechslungsreichen, informativen und unterhaltenden Inszenierung in der Eingangshalle des Museums zeigt: „Freiheit! 1848“.

Vor 175 Jahre, 1848, ist Revolution in Europa. Überall begehrt das Volk gegen die Feudalherrschaft auf. Auch in Deutschland. Weil jedoch letztlich erfolglos, kaum im Bewusstsein der Deutschen verankert. Da hilft Axensprung: Die fünf Schauspielerinnen und Schauspieler zeigen in bewährter Form einen gut austarierten Mix aus kurzen Schlüsselszenen des damaligen Geschehens, einer fiktiven Handlung sowie Liedern aus der Zeit und selbst komponierten zu jener Zeit, anschaulich unterstrichen durch Gemälde, Zeichnungen und Überschriften als große Hintergrund-Prospekte.

So sieht das Publikum Menschen in Berlin und Baden nach französischem Vorbild gegen ihre Herrscher aufbegehren, gewählte Abgeordnete in der ersten deutschen Nationalversammlung in Frankfurt am Main um die politische Zukunft des Landes ringen und gekrönte Häupter zwischen Zugeständnissen an die Revolutionäre und der Niederschlagung von Aufständen hin- und herschwanken. Auch Polizist Adam Röhl und die Prostituierte Caroline Steigleder schließen sich den Revolutionären an. Ihre bewegte fiktive Geschichte durchzieht die gesamte Inszenierung.

Mit nur wenigen Requisiten spielen Angelina Kamp, Jantje Bilker, Erik Schäffler, Oliver Hermann und Markus Voigt in ständig wechselnden Rollen, zeitgemäß gekleidet. Kostümwechsel passieren auf der Bühne, so werden die vielen kurzen Szenen mit nahtlosen Übergängen geschickt miteinander verbunden. Und so entsteht ein bunter, informativer und unterhaltsamer Bilderbogen, der entscheidende Wegmarken der Revolution 1848/49 zeigt – vom März 1848 bis Juni 1849 – und viel Atmosphäre der Zeit schafft, etwas gestraffter als frühere Produktionen, in knapp zwei Stunden ohne Pause. Für so eine komplexe Ballung von Ereignissen eine beachtliche Leistung, einmal mehr! Klappt natürlich nur, weil das fünfköpfige Ensemble aus guten und erfahrenen Schauspielerinnen und Schauspielern besteht, geübt in der Entwicklung und im Spiel dieses Theaterformats. Und wer noch Fragen hat, kann sich weiter mit dem Thema beschäftigen. Dazu lädt „Freiheit! 1848“ geradezu ein, und das wäre neben dem Genuss dieser Produktion ein großer Gewinn.

Weitere Aufführungen: 25., 26. und 27.11.2022, 19.30 Uhr, Museum für Hamburgische Geschichte, Holstenwall 24. Karten zu 15/20/30 Euro über https://shmh.de/de/axensprung-theater, Infos unter: www.axensprung-freiheit1848.de/

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*