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Gans der Bär

Theater am Strom im Fundus Theater
Gans der Bär

Frisch aus dem Ei gepellt: das Gänschen (Monika Els) und seine unfreiwillige "Mama" (Gesche Groth)

Text: Stephanie Schiller

„Mama! Mama!“ Das Premierenpublikum von „Gans der Bär“ im Fundus Theater wird diese eindringlich gequietschten Worte so schnell nicht vergessen. Und die gerade geschlüpfte Gans, die nicht nachlässt, sie immer und immer wieder zu wiederholen, ist sich sicher: Das Tier, das sie als erstes sah, ist ihre Mama. In diesem Fall ein Braunbär in den Bergen von Kanada.

Eine Herausforderung für beide: Gans kämpft um Anerkennung, Bär um seine Identität als Bär. Während Gans ihr Problem zunächst mit Unnachgiebigkeit löst, findet Bär, der bislang nur brummte, grunzte und faulenzte, endlich seine Sprache: „Moment mal“, ist der erste Satz, den er an diesem Nachmittag sagt: „Ich kann das nicht.“ Gemeint ist: Mutter sein. „Ich habe zu tun!“ Hat er nicht, das ist klar. Schlafen, fischen, schwimmen, schlafen – das ist nicht gerade das Programm eines viel beschäftigten Supermanns.

Geschickt hat Regisseurin Christiane Richers die Bilderbuch-Geschichte von Katja Gehrmann (dafür ausgezeichnet mit dem 4. Troisdorfer Bilderbuchstipendium) in eine Rahmenhandlung integriert: Eine Country-Band kanadischer Holzfäller erzählt die Geschichte „Gans der Bär“ – turbulent, einfallsreich und musikalisch mit Tuba, Drums, singender Säge und Mundharmonika. Ein spannender Soundtrack mit dem Charakter von Filmmusik, komponiert von Frank Wacks.

Bär sieht nur eine Möglichkeit, Gans davon zu überzeugen, dass er nicht seine Mutter sein kann: Ein Bär kann schnell laufen, hoch klettern und super schwimmen. Gans nicht! Gans doch! Die Prüfung geht – für Bär – schlecht aus: Gans kann auch schnell laufen, hoch auf Bäume klettern und super schwimmen – und sogar einen dicken Lachs fangen. „Hmm“, überlegt Bär. „Aber deshalb bist du noch lange kein Bär!“ Und doch kommen ihm erste Zweifel. Ist er vielleicht auch einmal aus einem Ei geschlüpft? Hat er sich im Lauf der Jahre einfach verändert? War er auch einmal so wie Gans, als er klein war? Wenn Gesche Groth, wunderbar behäbig in der Rolle als Bär, ihre Unterlippe vorschiebt, wird klar, was in ihm vorgeht: Er ist verzweifelt. Zumindest vorübergehend. Denn je mehr sich Gans, kükig-herzzerreißend gespielt von Monika Els, als mutig und unerschrocken erweist, öffnet er doch sein Herz für das ulkige Schnabeltier.

Die Inszenierung von „Gans der Bär“ hat alle Voraussetzungen dafür, Kult zu werden: tolle Schauspieler, ein immer wieder überraschendes Bühnenbild, in dem Ausstatter Marcel Weinand selbst schwerste Herausforderungen fantasievoll meistert, groovige Musik und eine Regierarbeit, die das alles zu einer nicht nur für Kinder witzigen Stunde Theater werden lässt.

Aufführung am 23. Februar 2014 beim Hamburger Kindertheater Treffen „Auf die Plätze …“ im Fundus Theater


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