Text: Sören Ingwersen | Foto: Johannes Husen
Spaß macht es zuzusehen, wie Felix sich keuchend auf dem Laufband abrackert, während sein alter Vater Richard die sportlichen Übungen völlig mühelos absolviert und dabei mit seinen Frauengeschichten prahlt. Ob es eine gute Idee von Felix und seiner Freundin Lena war, ein Abendessen zu viert zu arrangieren, bei dem Felix’ Vater und Lenas Mutter – beide alleinstehend – sich näher kommen sollen?
Eine gute Idee des Kleinen Hoftheaters war es jedenfalls, Folke Brabands Komödie „Herbstgold“ in die geschickten Hände von Regisseur Stefan Leonard zu legen, der aus seiner minimal ausgestatteten Inszenierung ein Maximum an Situationskomik herauskitzelt. Die Steilvorlage dazu liefert ein Text, der die Schwächen einer doch etwas reißbrettartig konstruierten Geschichte mit reichlich Sprachwitz wieder ausbügelt. Den Rest besorgen vier Schauspieler, die in ihren Rollen geradezu aufgehen: Petra Behrsing, die als Alice eine famose Verwandlung von einer steifen Witwe zu einem vor jugendlichem Elan nur so sprühenden Liebesengel durchmacht. Frank Logemann, der als Richard an einer gnadenlosen Selbstüberschätzung leidet, besonders hinsichtlich seiner Qualitäten als Liebhaber. Franziska Kuropka, die eine so kernige Lena abgibt, dass man sich lange darauf freut, wie Großkotz Richard sich an ihr die Zähne ausbeißen wird. Und Claudiu Mark Draghici, der zum stärksten Zugpferd der Inszenierung wird, weil er mit seiner Figur des Felix die perfekte Balance zwischen komödiantischem Draufgängertum und glaubwürdiger Charakterdarstellung findet.
Dass das Verkuppelungsvorhaben eine ungewollte Richtung einschlägt, ist vorhersehbar. Nicht die beiden Alten gehen einen neuen Liebesbund ein, sondern jeweils Alt und Jung, mit allen Verwicklungen, die das nach sich zieht – und einer unerwartet ernsten Wendung zum Schluss. Absolut nachvollziehbar, warum Das kleine Hoftheater mit dieser charmanten und sehr kurzweiligen Komödieninszenierung erstmals zu den Privattheatertagen ins Altonaer Theater eingeladen wurde.