Gute Komik ist hohe Kunst. Das wissen jene, die sie beherrschen. Alle anderen ahnen vermutlich nicht einmal, wovon die Rede ist. Dazu gehören auch die Bühnenakteure von „Jump“. Bis zum 26. Februar gastieren sie im blauen Zelt der Fliegenden Bauten.
Im Grunde ihres Herzens sind die neun Darsteller reine Kampfsportler, und das Handwerk beherrschen sie: Sprünge von unterschiedlicher Höhe und Spannweite, vom mutigen waagerechten Fall bis zum Kurzstreckenflug quer über die Bühne ist allerlei Artistisches dabei. Auch Duelle und die übliche Action aus dem Martial-Arts-Katalog haben sie im Programm, mal traditionell mit Stöcken und Schwertern, darüber hinaus sogar innovativ unter Einbeziehung des einen oder anderen Sitzmöbels. Das allein wäre nach zirzensischem Vorbild durchaus sehens- und staunenswert – hätten sich die Kämpfer aus Korea nicht vorgenommen, auch noch komisch zu sein. Und so quälen sie sich in einfache Rollen einer schrecklich dummen Familie: Großvater übernimmt das Kommando, Vater und Mutter verkehren per Kick miteinander, der Onkel taumelt volltrunken umher, und die Tochter flippt so lange aus, bis ein potenzieller Ehemann sie bezwingt.
Bei diesen Pseudo-Szenen definiert das Hose-Herunter-Ziehen mit anschließendem Po-Wackeln in knallgelber Boxershorts die nach unten offene Humorskala. Auch als Witz angelegt: Der gebrechliche Alte, der mit Krückstock kaum gehen und erst recht nicht allein die Bühne erklimmen kann, dort oben indes, völlig vorhersehbar, mit Flic Flac wegwirbelt. Und auch die nächtlichen Szenen einer Ehe hätten komisch sein können: Sie will, er nicht, sie verfolgt ihn, und er flieht über das Mobiliar hinweg springend. „Jump – Das asiatisch-schrille Kampfkunstspektakel“ ist Kasperle-Theater für Erwachsene: Simple Figuren in schlichtesten Aktionen, und reihum bekommen alle was auf die Mütze, mal mit dem Kampfstock, mal mit dem Holzbrett. Und es gibt tatsächlich Zuschauer, die auch beim zwanzigsten Holzbrettchen, das auf einem Kopf zerschellt, lauthals und wie überrascht loslachen. Weit weniger gelacht haben die beiden Auserwählten, die sich aus den vorderen Publikumsreihen zu anzüglichen Spielchen auf die Bühne nötigen ließen. Doch auch darüber amüsieren sich einige Zuschauer so unverdrossen, als hätten sie sich fest vorgenommen, einen lustigen Abend zu erleben, komme was da wolle, und sei es die plattgeklopfte Show „Jump“.
Text: Dagmar Ellen Fischer
Foto: Fliegende Bauten