Kritik / Schauspiel

Kampfeinsatz

Axensprung Theater im Tschaikowsky-Saal

Inkognito in der Talkshow: Der Kampfeinsatz wird aufgearbeitet

Text: Christian Hanke / Foto: Oliver Fantitsch

Bundeswehroffizier André Torgau ist ein ganzer Kerl, der klar und deutlich seine Meinung sagt, er hat vor nichts Angst, war von seinem Einsatz in Afghanistan überzeugt. Einige Monate nach seiner Rückkehr ist er ein gebrochener Mann, wird nachts von Alpträumen gequält, bekommt tagsüber nichts mehr auf die Reihe und hat Dauerstress mit seiner Frau Judith, die langsam verzweifelt, obwohl sie ihn liebt.

Torgaus Schicksal steht für Erfahrungen von vielen Soldaten weltweit und steht im Mittelpunkt der Theaterproduktion „Kampfeinsatz“ vom Axensprung Theater, das Inszenierungen zur  deutschen Geschichte unter dem Schwerpunkt Demokratie erarbeitet. „Kampfeinsatz“ hatte schon 2015 Premiere, und wurde nun wegen der aktuellen politischen Lage wiederaufgenommen, aber nicht verändert.

Vor teilweise beklemmenden Videos und Fotos aus Afghanistan zur Zeit des Bundeswehreinsatzes spielen Mignon Remé, Oliver Hermann (als Torgau), Erik Schäffler und Markus Voigt die Geschichte des Heimkehrers Torgau, seine Frau, einen abgeklärten Psychotherapeuten, einen naßforschen Bundeswehrarzt und einige mehr. Eingeleitet mit Zitaten zum Krieg von Clausewitz über Kant und Goethe bis zu Richard von Weizsäcker.

Der Bundewehr hat dieser „Kampfeinsatz“ gefallen

Langsam erkennt Torgau seinen Zustand: „Ein Teil von mir ist drüben geblieben. Ich möchte ihn wieder zurück“. Doch es gibt kein Zurück mehr. „Sie sind eine tickende Zeitbombe“, belehrt ihn sein Psychotherapeut. Immerhin ein Hund kann helfen. Auf den wird seine Frau schon eifersüchtig.

Die erschütternden und beklemmenden Folgen vom „Kampfeinsatz“ macht diese Inszenierung von Erik Schäffler durch das starker Spiel des Ensembles nur allzu deutlich. Interviews mit Einsatzrückkehrern der Bundeswehr und Traumatherapeuten sowie Zeitungsberichte und Dokumentationen über Menschen, die aus Deutschland kommend an Kriegshandlungen aktiv teilgenommen und Gewalt in unterschiedlicher Form erlebt und/oder ausgeübt haben, liegen der Inszenierung zu Grunde.

Der Bundeswehr hat’s gefallen. Axensprung erhielt für seinen „Kampfeinsatz“ im November 2023 den Preis „Bundeswehr und Gesellschaft 2023“. Überreicht vom Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und dem Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Dr. Gerd Landsberg.

Weitere Aufführungen: 1. und 3. Februar, 19:30 Uhr, Tschaikowsky-Saal

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