Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Friedemann Simon
Sechs Stunden lang gab‘s am Samstag leckere kleine Häppchen bester Bühnenkost, verteilt über die ganze Stadt, und das Publikum genoss in vollen Zügen: Die zehnte Hamburger Theaternacht bot 16.200 Besuchern auf 42 Bühnen meist 20-minütige Ausschnitte aus Programmen der beginnenden Spielzeit. Überall Drama oder Comedy, Gesang und Tanz – nur das größte Sprechtheater Deutschlands spielte nicht mit. Wegen des Umbaus zeigte das Deutsche Schauspielhaus Hamburg keine Bühnen-, sondern eine Talkshow: Die neue Intendantin Karin Beier, unterstützt von Schauspielern ihres frisch formierten Ensembles, stellte sich im Gespräch mit dem Journalisten Stefan Keim im Marmorsaal einem neugierigen Publikum.
„Hallo Hamburg“, begrüßte die Neue ihre zukünftigen Zuschauer. Dann erzählte die sympathische 47-Jährige von ihren großen Plänen zur Eröffnung: Fünf antike Tragödien – jede für sich schon abendfüllend – werden als „Die Rasenden“ von ihr inszenierend zusammengefasst und am 15. November den Startschuss zur neuen Ära geben. Sieben Stunden soll Beiers Einstand dauern, „aber keine Angst, es wird lange Pausen geben“, beruhigt die Regisseurin. Und Musik: Der Trojanische Krieg beispielsweise findet als akustisches Spektakel mit dem Ensemble Resonanz statt. „Ein großes Haus braucht große Projekte“, so Beier. Sie erinnert sich an ihren ersten Eindruck: „Das Haus hat Sex-Appeal. Jeder, der diesen Zuschauerraum betritt, möchte hier arbeiten.“ Weshalb es plötzlich viel einfacher für sie ist, gute Schauspieler und renommierte Regisseure zu bekommen als am Schauspiel Köln, das sie seit 2007 leitete. „Hamburg ist die attraktivere Stadt“, sagt die geborene Kölnerin.
Wie viele Plätze es im renovierten Theater geben wird, ist noch unklar, von 1.200 ist die Rede. Mitte Oktober übergibt die Bauleitung das Haus an die Künstler, erst dann sind Proben auf der umgebauten Bühne möglich. Die wird durch den sogenannten Technikturm eine völlig andere Akustik haben, die sich erst bewähren muss, aber „wir gehen davon aus, dass der 15.11. als Eröffnung gehalten werden kann“. Denn auf „Die Rasenden“ folgen weitere spannende Premieren zwischen Shakespeare und Molière. Also „Abo kaufen“, rät Karin Beier ihrem Publikum zum Abschied in der Theaternacht.