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Köstliche Vokalkünste

„Der kleine Ritter“, Tandera Theater zu Gast am Fundus Theater
Der kleine Ritter

Noch auf der Hand - bald auf dem Pferd: der kleine Ritter

Wunderbar, im Eiscafé auf den Anschlusszug zu warten. Das jedenfalls denkt sich Dörte Kiehn vom Tandera Theater als Friedrichs Patentante. Die Dame in Rosarot, mit Kapotthütchen auf dem Kopf, Blumenstrümpfen an den Beinen und Schlangenlederschuhen an den Füßen, fungiert gleichzeitig als Erzählerin, Schau- und Puppenspielerin. Zu blöd, dass das „Valentino“ geschlossen hat. Und dann nervt auch noch ihre Schwester am Telefon: Ob sie auch das richtige Geschenk für den Neffen habe. „Pah, bloß weil ich keine eigenen Kinder habe!“ Das Geschenk bekommt das Publikum im ausverkauften Saal im Fundus Theater nun zu sehen: eine türkisgrüne Holzkiste (Ausstattung: Michael Sturm und Anne Sudbrack), aus der die Tante nach und nach eine Bühne baut oder genauer gesagt, die Burg Hohenstein.

Ritter Kurt und Frau Kunigunde, beide passionierte Reiter, bekommen ein Kind, den kleinen Ritter. Der wächst und gedeiht, hockt auf dem Schaukelpferd und galoppiert mit dem Steckenpferd. Die winzigen Figuren, die Dörte Kiehn gebaut hat und die sie je nach Kulisse mal von unten, mal von oben an Stäben führt, sind herzallerliebst anzusehen. Köstlich sind die Vokalkünste der Schauspielerin, mit der sie in Sekundenschnelle das Wesen ihrer Figuren, ob Ritter, Baby, Ziege oder Pferd, hervorzaubert, brabbelnd, gurgelnd, brummend, meckernd und miauend. Die Erwachsen im Publikum glucksen mindestens so häufig in sich hinein wie ihre Kinder.

Das Drama beginnt, als der kleine Ritter zum sechsten Geburtstag ein richtiges Pferd geschenkt bekommt. „Das ist ja viel zu schnell und viel zu groß“, ruft er und nimmt die Beine in die Hand. Dann wird er eben kein richtiger Ritter! Sein Freund, das Gespenst, bringt ihn auf die Idee, es zunächst mit einem kleineren Tier zu probieren. Die Ziege schließlich wird zum unverhofften Lehrmeister. Denn der kleine Ritter lernt am Ende das Reiten auf dem Pferd, weil er die Ziege trainiert und ihr aufs Pferd hilft, als sie lahmt.

Mit Charme und Witz und ganz beiläufig bezieht die Erzählerin die Vierjährigen in Bau und Spiel ein. Und die – nachdem sie sich ein wenig angewärmt haben – geben engagiert Bauanweisungen und kommentieren das Geschehen. Dörte Kiehn und Anne Sudbrack (Regie und Dramaturgie) vom Tandera Theater ist eine charmante und liebevolle Inszenierung der Erzählung „Der kleinen Ritter“ von Daniela Römer gelungen. Sie kommt ganz ohne Musik aus und erzeugt allein durch Spiel, Kulisse und Figuren die passende Atmosphäre.

Text: Angela Dietz
Foto: Tandera Theater

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