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Kuchen für den Taugenichts

Eine Feenposse im Fundus Theater
Kuchen für den Taugenichts

Glücksfee im Unglück: Claudia Regulata

Text: Angela Dietz | Foto: Hanno Krieg

Glücksfee Claudia Regulata lebt in einer expressionistisch schrägen Küche mit Schneckenpost-Anschluss. Klingelt es, ruft der Wasserhahn „Telefon!“ Gemeinsam mit ihrem Schulz, dem Riesenkuschelpferd, erfüllt die Glücksfee die Wünsche der Anrufer und Postkartenschreiber. Denn Schulz produziert goldene und silberne Glücksnüsse, wenn Claudia ihm das Märchen vom dicken, fetten Pfannekuchen erzählt. Hein, die Schnecke(npost), trägt manch pfiffige Idee dazu bei.

Als die Glücksfee nach Feierabend ihrem Schulz einen Wunsch erfüllen und einen Kuchen backen will, fehlen ihr die Vorräte. Da kommt ein Angebot aus dem Tiefkühlschrank. Claudia lässt sich auf einen Handel mit dem teuflischen Cool ein, der behauptet: „Ich werde in euch investieren“. Doch die Glücksfee ist auf ein übles Täuschungsmanöver hereingefallen. Statt Gold am Stiel zu gewinnen, versagen sogar ihre Zauberkünste beim Kuchen backen. Als sie nicht liefern kann, geraten sie und ihre Glücksgemeinschaft in ein Albtraumspiel.

In einem Puppenspiel auf der Hinterwand der Glücksküche wirbeln die schockgefrosteten Hauptfiguren und einige Show-Gäste wie irre herum. Das ist so fürchterlich wie komisch. Die Hölle ist eisig, und Schulz ist im Käfig gefangen wie Gretels Hänsel. Doch am Ende wird noch alles gut. Wie, wird nicht verraten.

Dem Fundus Theater ist mit „Kuchen für den Taugenichts“ eine wunderbar fantastische und schräge Parabel auf das Glück und seine (post)modernen Versuchungen gelungen. Die Inszenierung unterhält und amüsiert nicht nur Kinder von vier bis zehn Jahren, sondern auch Erwachsene, mit überbordendem, zauberhaftem Spiel und viel Witz in den Dialogen. Der rundlichen Glücksfee glaubt man ihre Zartheit, wenn sie tanzt, genauso wie ihre Unbekümmertheit und ihre kleinen Frechheiten. An Bühne und Ausstattung kann man sich nicht sattsehen, vom Dunstabzugsschlauch, der in die Schneckenpost mündet über den sprechenden und spielenden Wasserhahn − „Da gefriert mir ja das Wasser in der Leitung“ − bis zum zauberhaften Miniaturtraumspiel. Licht verwandelt die gemütliche Glücksküche in eine Eiskammer, dunkle Albtraumshow und zurück. Die zurückhaltend eingesetzte Musik aus dem Off, ob Xylophon, Streicher-Pizzicato oder swingender Blues, unterstreicht Szenen und baut klingende Brücken.

Produktionsteam: Gerd Bellmann, Gyde Borth, Sylvia Deinert, Tanja Gwiasda, Frank Helmrich, Hanno Krieg, Tine Krieg

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