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Kuckuck, Krake, Kakerlake

Kirschkern & Compes im Fundus Theater
Kuckuck, Krake, Kakerlake

Die beiden Naturwunder Monsieur Kakerlak und Mademoiselle Kuckuck

Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Ellen Coenders

„Piep!“ – „Jaul!“ – „Knurr!“, klingt es lautstark von der Bühne. Eine ziemlich verrückte Horde versammelt das Duo „Kirschkern und Compes“ in seinem jüngsten Kindertheaterstück „Kuckuck, Krake, Kakerlake“. Aus diesem Tierkreis hat niemand etwas Sensationelles – auf den ersten Blick! Doch beim genauen Hinsehen verfügen auch unscheinbare oder scheinbar bekannte Lebewesen über spektakuläre Besonderheiten.

Die stellte die niederländische Autorin Bibi Dumon Tak in ihrem „etwas anderen Tierbuch“ zusammen. Auf deren unterhaltsamem Vorbild basiert das Bühnenstück; und die schwarz-weißen Illustrationen von Fleur van der Weel inspirierten Marcel Weinand zu Bühnenbild und Inszenierung.

Judith Compes und Sabine Dahlhaus springen hinter einem Vorhang hervor: Die eine als Monsieur Kakerlak mit Schnurrbart, Zylinder und Frack, die andere als Mademoiselle Kuckuck in Rüschrock mit netzbestrumpften Beinen. Sie stammen aus einer anderen, längst vergangenen Zeit und erinnern an besten Bänkelsang: Bilder tauchen durch Kurbeln an einer Drehorgel auf, und die hat anstelle des klingenden Bauchs eine Art Bildschirm, auf dem sich das jeweilige Tier gut beleuchtet zeigt – eine großartige Erfindung!

Der Begrüßungssong nach Moritat-Manier verspricht „große Wunder der Natur“. In diesem Sinn eröffnet das Seepferdchen den tierischen Reigen: Der niedliche Fisch tauscht die üblichen Rollen, denn das Männchen des Unterwasserpferdes wird schwimmend schwanger vom Weibchen, und das Publikum staunt! In der dann folgenden Serie lernen Zuschauer ab sechs Jahren jede Menge Wunderliches: Unsere nahen Verwandten, die Menschenaffen der Bonobos, schmusen vor dem Essen, und dadurch leben diese klugen Tiere viel konfliktfreier miteinander. Diese kuschelige Stimmung indes wird jäh durch das Jaulen eines Präriewolfes beendet; dass der nicht einfach nur drauflos heult, beweist die kundige Übersetzung vom Wolfsheulen ins Deutsche, Beispiel: Wou wou wou wouuuu bedeutet, „Ich bin hier – und du bleibst besser dort!“

Der weitere Verlauf der Tierschau sorgt pausenlos für Überraschungen: ein durchsichtiger Pudding – eine Qualle, durch deren einzige Körperöffnung sich Nahrung rein und raus bewegt; eine haarige Hängematte, die sich langsamer als jede Schnecke bewegt – das Faultier; eine mordlustige, boshafte Vogelmutter – das Weibchen des Kuckucks, das seine Brut von anderen Vogeleltern aufziehen lässt; und schließlich krabbelnde Lakritz-Bonbons – Mistkäfer, die kleine Kacke-Kugeln durch die Gegend rollen. Bei diesem Beispiel unappetitlicher Angewohnheiten amüsiert sich das junge Publikum ebenso gründlich wie es sich bei der Schwarzen Witwe genüsslich gruselt, jener Spinne, die ihrem männlichen Partner nach der Samenübergabe an die ebenfalls schwarze Gurgel geht.

Apropos Fortpflanzung: Das skurrilste Beispiel in Punkto Nachkommenschaft hält der Löcherkrake bereit. Das Männchen trennt einen seiner Greifarme ab, der sich wie ein Wurm am riesigen Körper des Weibchens hocharbeitet, um schließlich in einem „Pimmel-Warteraum“ zu landen; von dort bedient sich das weibliche Tier je nach Lust auf eine Schwangerschaft von Zeit zu Zeit …

Die spielend unterlegten, ohnehin schon lautmalerischen Erzählungen der Beiden und das gezeichnete Bild des jeweiligen Tieres vor Augen – dies alles verbindet sich in den Köpfen des Publikums zu einem bunten, dreidimensionalen Zoo. Sabine Dahlhaus und Judith Compes verwandeln sich leichtfüßig und blitzschnell in Huftiere, Meeresbewohner und Insekten, nähern sich mit groß aufgerissenem Maul dem Publikum und beherrschen fließend unterschiedlichste Tiersprachen.

Nächster Termin: 11.12. um 16 Uhr im Lichthof Theater, Mendelssohnstr. 15 

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