Text: Sören Ingwersen | Foto: Brinkhoff/Mögenburg
Eine Wildwest-Lady, die mit gezückten Revolvern eine Horde Goldgräber in Schach hält, würde man eher im Hollywood-Kino als in der Staatsoper erwarten. „La Fanciulla del West“ zählt zwar zu den unbekannteren Werken Giacomo Puccinis, aber musikalisch liefert der Meister hier Großartiges! In einer ausschließlich männlichen Gesellschaft von Goldgräbern wird Bardame Minnie von allen verehrt und hofiert. Als sie ausgerechnet mit dem zugereisten, gesuchten Verbrecher Dick Johnson anbandelt, entlädt sich im Lager die Wut.
Vincent Boussard verzichtet in seiner Inszenierung auf Wildwest-Klischees: Das Ambiente mit den grünlich-spakigen Wänden und dem Stahlträgertresen wirkt beklemmend, fast bedrohlich. Als verhindertes Liebespaar Minnie und Scheriff Jack Rance begeistern Emily Magee und Andrzej Dobber, stimmlichen wie darstellerisch. Nach leichten Startschwierigkeiten lässt auch der gerade von einer Krankheit genesene Carlo Ventre seinen brautwerbenden Schurken Johnson tenoral aufblühen. Einhelligen Jubel ernten auch die Philharmoniker, die unter Carlo Montanaro die äußerst stimmungsreiche, niemals ins Schwülstige abdriftende Partitur feinfühlig-nuanciert ausgekostet haben.
Weitere Aufführungen: 4., 7., 10., 13., 18. u. 21.2., jeweils 19.30 Uhr, Staatsoper Hamburg,
Karten 5 bis 107 Euro, Tel. 35 68 68