„Mir fehlen die Worte …“ – mit diesem fluffigen Popsong aus dem Off beginnt das Stück „Du bist verrückt, Mia“. Wie soll man mit 16 Jahren die Gefühle ausdrücken, die man für jemanden empfindet? Am Ende wissen Mia und Chris, wie. Und die Jugendlichen eines Kurses der Theaterschule Zeppelin singen unter der Regie von Andrea Jolly live, von Klavier und Saxofon begleitet: „Plötzlich ist alles so klar“. Dazwischen liegt die Geschichte der ungewollten Schwangerschaft von Mia und das Liebesgetüddel mit Chris.
Es hagelt Vorwürfe und Unverständnis von allen Seiten. Ihre beste Freundin macht Witze, vergreift sich dabei im Ton und verkennt den Ernst der Lage. Die Erwachsenen fragen: „Hat sie (Mia) nur einmal an mich gedacht?“ und offenbaren neben ihrer Hilflosigkeit auch ihre Egozentrik.
Die Angestellten in der Schwangerschaftsberatung, die potenziellen Adoptiveltern, Mias Vater, die Stiefmutter, alle haben sie mindestens einen kleinen Knall oder sogar eine ausgewachsene Macke und verfolgen ihre eigenen Interessen. Die Gleichaltrigen, ihre Freunde, verwirren sie mit ihren Projektionen zusätzlich. „Du bist so komisch, du bist so tapfer, so anders, du bist verrückt, Mia“, raunen sie ihr im Gänsemarsch von hinten zu. Welches der soufflierten Labels passt? Sie weiß es nicht.
Letztlich trifft Mia ihre Entscheidung allein und verwirft sie auch wieder, weil es ihr richtig erscheint. Sie wird das Kind bekommen. Wie das gehen soll mit Kind und mit Chris, mit dem sie endlich zusammenkommt, das bleibt offen. Ausgang ungewiss. Aber ist das denn nicht immer so, auch wenn alles geplant ist?
Den jugendlichen Schauspielern der Theaterschule Zeppelin ist es gelungen, eine Geschichte zu spielen, die so oder so ähnlich unter ihnen passiert sein könnte. Mit schnellen Schnitten, musikalisch aus dem Lautsprecher begleitet, wechseln die Szenen, nie werden die Dialoge langweilig. Bei allem Ernst darf gelacht oder zumindest geschmunzelt werden. Denn jeder, ob erwachsen oder heranwachsend, bekommt sein Fett weg. Und doch hat Regisseurin Jolly es geschafft, die Gruppe fein austariert durch die wechselnden Stimmungen zu führen.
Text: Angela Dietz