Text: Angela Dietz | Foto: Maike Kollenrott
„Slöpst du nie nich (schläfst du nie)?“ fragt die Ente (Hanka Schmidt) den Tod (Wolfgang Sommer). „Nee“, antwortet der, der auf Platt Jan Klapperbeen heißt. Und dann nähern sie sich auf der Studiobühne des Ohnsorg Theaters an, der Tod und die kleine Ente, Lütt Aant. Bis am Ende die Ente in den Armen von Klapperbeen stirbt.
Es ist ein Wagnis, Fünfjährige mit dem Thema Tod zu konfrontieren. Und dann auch noch teilweise auf Plattdeutsch (von Cornelia Ehlers), der fast ausgestorbenen Sprache, die eine neue Konjunktur zu erleben scheint. Doch Regisseurin Andrea Udl ist eine kluge und zurückhaltende Inszenierung von „Ente, Tod und Tulpe“ gelungen (Bühnenfassung: Nora Dirisamer). Schon die Bilderbuchvorlage des preisgekrönten Illustrators Wolf Erlbruch ist in ihrer Schlichtheit eindringlich. Hanka Schmidt und Wolfgang Sommer, die beiden Schauspieler, kommen ohne große Gesten aus und schaffen es, ihre Figuren mit Wärme und Liebenswürdigkeit auszustatten. Es ist auch für Erwachsene anrührend, wenn Lütt Aant und Klapperbeen einander wärmen oder unter dem Sternenhimmel spazieren gehen und darüber sprechen, warum man traurig wird, wenn man Schönes sieht.
Wir sehen Lütt Aant beim Morgenritual am alten Swimmingpool, beim Gründeln und Spielen im Teich, auf der Trauerweide, um auf das Entenleben hinunterzuschauen. Die Bühne von Ilka Meier ist bunter als das Bilderbuch, aber keinesfalls schrill. Der alte Pool als Teich, mit seinen Mauern und Vorsprüngen bietet den Schauspielern mehr Spielorte als es die breite, aber mit geringer Tiefe ausgestattete Studiobühne des Ohnsorg erwarten lässt.
Was im Buch funktioniert – den Tod mit einem Totenschädel darzustellen, der, gebannt auf Papier, weniger beängstigend wirkt – wäre auf der Theaterbühne für das junge Publikum zu schockierend. Und so sieht das Publikum das Gesicht des Schauspielers, mit wenigen blauroten Strichen markiert, die aber Platz genug für menschliche Regungen wie Lächeln und Gähnen lassen.
Die Dialoge und kurzen Monologe von Ente und Klapperbeen funktionieren gut im Wechsel zwischen Platt- und Hochdeutsch. Zunächst fragt Lütt Aant auf Plattdeutsch und Jan Klapperbeen antwortet auf Hochdeutsch. Als sie Vertrauen zueinander gewonnen haben, spricht auch Jan ab und zu Platt. Die beiden führen ernsthafte Gespräche über den Tod und das Leben. Und Lütt Aant versucht, ihn auszutricksen, weil sie doch immer wieder die Angst überkommt. Das gelingt ihr natürlich nicht. Und so freundlich, ja freundschaftlich sich der alte Mann im braunen Mantel mit dem roten Revers auch zeigt – er bleibt der Tod, der jeden holt, ganz unpersönlich.
Weitere Aufführungstermine:
21. September, 9 + 11 Uhr / 22. und 23. September, 16 Uhr
24. bis 27. September, 9 + 11 Uhr / 28. September, 9 Uhr