Manche Kinder sind echt gestraft. Die kleine Septime zum Beispiel. Als Tochter eines Musikerpaares zuallererst mit ihrem Namen Septime Viola Octavia, aber auch mit der Abwesenheit ihrer Eltern, die allabendlich ins Konzert müssen. Und nun soll sie sich auch noch mit einem neuen Babysitter anfreunden, der von seinem Nebenjob keine Ahnung hat. Vielleicht ist das gar kein Mensch, sondern eine Fee, schließlich heißt er ja Fe-lix. Und so beschließt Septime, dass Fee Lix ihr drei Wünsche erfüllen muss: erstens Pommes frites, zweitens Cola – ganz zufällig das mitgebrachte Abendessen des engagierten Aufpassers – und drittens einen neuen Beruf für ihre ständig abwesenden Eltern.
Autorin Gertrud Pigor inszenierte ihr jüngstes Kinderbuch am Jungen Schauspielhaus selbst. Das Bühnenbild ist halb Wohnung, halb riesiger Resonanzraum und gleicht so der oberen Hälfte eines Streichinstrumentes. Das kommt dem Lebensgefühl der kleine Septime nahe: Eigentlich sind Mama und Papa immer nur halb da, tagsüber üben sie, abends stehen sie auf der Bühne. Da passt es, dass die Eltern im Stück nur als Instrumente mit Ohrringen bzw. Fliege vorkommen.
Zwischen singendem Sofa, Musikinstrumenten statt Möbeln und dem hochmusikalischen Hamster Elvis fantasieren sich Septime und ihr Sitter in Alternativberufe für die Eltern hinein, die allesamt besser scheinen als Pianistin und Trompeter: Skilehrer wäre toll, dann könnte man immer Schneeballschlachten machen, oder noch besser Hausmeister – die sind immer zu Hause! Wären die frisch komponierten Lieder so frech und witzig wie die Story, wäre es rundum tolles Theater, doch ausgerechnet die langweilige Musik bremst das Stück aus. Das lebt vom Spieler Jan Fritsch als zunächst skeptischem, dann immer spielwütigerem Babysitter und Angelina Häntsch: Mit klarer Körpersprache mutiert die 25-Jährige zum Vorschulkind, das die Zuschauer ab fünf Jahren begeisterte.
Text: Dagmar Ellen Fischer
Foto: Lea Fischer