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Match

Hamburger Kammerspiele
Match

Mike (Josef Heynert) erzwingt von Tobi (Roland Renner) eine Speichelprobe. Lisa (Isabell Fischer) ist entsetzt.

Text: Christian Hanke | Foto: Esther Haase

Ein junges Ehepaar besucht den 60-jährigen ehemaligen Balletttänzer und Choreografen Tobi. Lisa, die junge Frau, gibt vor, ihn für eine Doktorarbeit über die Ballettszene in den USA interviewen zu wollen. Doch schon bald mischt sich ihr latent aggressiver Mann Mike in das Gespräch ein, und es stellt sich heraus, dass das Paar ein anderes Anliegen hat: Mike möchte herausfinden, ob Tobi sein Vater ist.

Daraus entwickelt sich in Stephen Belbers 2004 uraufgeführtem Drama „Match“ ein brisantes Dreiecksspiel über die Sehnsucht nach einem Vater, die Einsamkeit eines alternden Künstlers und die sexuell freizügigen 1968er Jahre. Die Hamburger Kammerspiele zeigten in der Regie von Harald Clemen jetzt die deutschsprachige Erstaufführung mit Isabell Fischer, Roland Renner und Josef Heynert.

In den 1960er und 1970er Jahren genoss Tobi das Leben, schlief mit unzähligen Männern und Frauen, unter anderem auch mit Mikes Mutter. Die konnte wegen der Schwangerschaft ihre Karriere als Tänzerin nicht fortsetzen, wofür Mike seinen Erzeuger verantwortlich macht, so droht die Situation zwischen Mike und Tobi nicht nur verbal, sondern auch handgreiflich zu eskalieren. Lisa, die ihre durch Mikes Vatersuche belastete Ehe zu retten sucht, bemüht sich auszugleichen und zu beschwichtigen; der vereinsamte Tobi gesteht ihr, seine Libido mühsam im Stricken zu befriedigen. Roland Renner, souverän als Wortwitz versprühender, unglücklicher Ex-Bohemien in schäbigem Hochhausappartement, Isabell Fischer in der Rolle der Lisa, die trotz Eherettungsversuchen den Avancen des Liebes-Profis Tobi nicht abgeneigt ist, und Josef Heynert als auf den unbekannten Vater fixierten Mike, bilden ein starkes Trio. Das Stück bietet den Figuren und ihren Beziehungen viele Möglichkeiten und Abgründe, lotet diese jedoch nicht wirklich aus und wartet mit einem erstaunlich einfachen und nicht ganz nachvollziehbaren Happy End auf.

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