Ein Donner, ein Blitz und ganz viele Wasserflaschen. Das ist eine der vielen Szenen, in denen die Schauspieler des Thalia Theaters sich mit Wasserflaschen abspritzen oder, wenn dies ihnen zu langweilig wird, Wassereimer, rote Farbe und außerdem noch eine Sprinkleranlage einsetzen. Eine nasse Angelegenheit, auf jeden Fall für die ersten zwei Reihen, die mit Regencapes ausgestattet sind. So etwas hätte man nicht in einem am Anfang so zäh beginnenden Stück erwartet.
Die Bühnenbearbeitung des Romans „Moby Dick“ von Hermann Melville durch Antú Romero Nunes und Sandra Küpper findet auf einer leeren Bühne statt. Durch eine sehr gute schauspielerische Leistung und sehr viel Wasser hat man trotzdem eine gute Vorstellung davon, was auf der Bühne passiert. Außerdem wird durch einen nicht enden wollenden, witzig gestalteten Vortrag von Jörg Pohl ein Überfluss an Informationen über Wale geliefert. Eine eindeutige Rollenverteilung gibt es nicht: Julian Greis, Mirco Kreibich, Daniel Lommatzsch, Thomas Niehaus, Jörg Pohl, Rafael Stachowiak, Andre Szymanski und Sebastian Zimmler sind die ganze Zeit auf der Bühne, komplett in Schwarz gekleidet, und spielen am Anfang alle zusammen Kapitän Ahab. Das hat eine besondere Wirkung, da sie durch das Synchronsprechen eine enorme Ausdrucksstärke haben. Im Vergleich zu den Verfilmungen, in denen die ganze Story erzählt wird, handelt das Theaterstück davon, wie es der Mannschaft geht und was sie tut – und das in zum Teil sehr witziger Gestaltung.
Am Ende des Stücks sind um die 40 Personen auf der Bühne, die alle in unterschiedlichen Sprachen durcheinander schreien, so dass man von einer leichten Reizüberflutung sprechen kann. Außerdem verstehen die meisten Zuschauer nicht, was in den letzten 20 Minuten vor sich geht – was zur Folge hat, dass man sich nach dieser insgesamt sehr gelungenen Bühnenbearbeitung nochmals mit der Inszenierung auseinandersetzt.
Ivona Gerloff
Niels-Stensen-Gymnasium, 8c