Ein wahnsinniger Kapitän, der vom Hass auf den Wal der Wale, Moby Dick getrieben wird. Eine Mannschaft, die ihrem Kapitän widerstandslos folgt. Und eine Walfangreise, die anders ist als alle anderen.
Den komplexen Roman von 800 Seiten in zwei Stunden Theater zu fassen, ist mindestens so schwierig, wie man es sich denkt, aber Antú Romero Nunes und Sandra Küpper haben dies gut gemeistert. Die Inszenierung fokussiert sich auf das Empfinden der Mannschaft gegenüber den großen Naturgewalten und erzählt von der ständigen Selbstüberschätzung des Menschen.
Das Faszinierende an dieser Inszenierung ist, dass der Wal durch ein perfektes Zusammenspiel aus Licht, Sounddesign und den Gesten der Schauspieler dargestellt wird, ohne dass man auch nur einen klitzekleinen Zipfel der Schwanzflosse zu sehen bekommt.
Mit Wasser wird nicht gespart, es wird erbarmungslos und bei jeder Gelegenheit großzügig zu den Wasserflaschen gegriffen und alles und jeder nass gemacht. Die Zuschauer der ersten Reihen mussten so auch Regencapes gegen das Wasser bekommen.
Eine eindeutige Rollenverteilung gibt es nicht, was auch zu ein bisschen Verwirrung führt, da im Roman einige Rollen vorhanden sind, die in der Inszenierung wegfallen. Kapitän Ahab dagegen wird sehr hervorgehoben, er wird von allen synchron gesprochen, was sehr eindrucksvoll vermittelt, dass die gesamte Mannschaft ihm unterlegen ist und keiner seine eigene Meinung durchsetzten kann.
Der tägliche Alltag auf dem Schiff ist immer gleich, es werden Wale gejagt, erlegt und abgespeckt und irgendwann passiert ein Fehler. Dies und das Ereignis, dass ein Matrose über Bord fällt, wird anders dargestellt als andere Szenen in Stück. Dadurch wird nochmals deutlich hervorgehoben und vermittelt, dass die Menschen sich selbst oft überschätzen und am Ende daran zugrunde gehen.
Beim großen Finale kommen 50 weitere Darsteller auf die Bühne und erzählen sich gegenseitig die Geschichte von Moby Dick in verschiedenen Sprachen, was deutlich macht, wie besessen Ahab von der Jagd ist.
Desiree Gonschior
Niels-Stensen-Gymnasium, 8c