Hamburgs neue Kultursenatorin Barbara Kisseler hat Ruhe in die Szene gebracht. Und dem, der sie aus Berlin abgeworben hat, gebührt Lob und Dank dafür: Olaf Scholz, Hamburgs Erster Bürgermeister, hat damit der mehraktigen Vorstellung absurden Theaters, die bis vor einem halben Jahr Wut, Zorn, Unverständnis, Rücktritte, Beinaheschließung von kulturtragenden Instituten etc. hervorbrachte, ein Ende bereiten können. Er hat die kulturelle Neuinszenierung einer kompetenten Regisseurin anvertraut, die bereits in den ersten Tagen nach ihrer Verpflichtung, sozusagen bei den Stellproben, neue Kriterien einführte – dergestalt, dass auch die Darsteller, sprich Hamburgs Kulturschaffende, ihr sehr bald Vertrauen und Zuneigung entgegenzubringen sich entschlossen.
Wenn man nun auf den Haushaltsentwurf des Stadtstaats Hamburg für 2011/2012 schaut und dort die nicht unbeträchtliche Summe von fast 290 Millionen Euro für Kulturförderung entdeckt, weckt das die Neugier auf deren geplante Verteilung. Und da wird denn doch der eine oder andere – wenn auch zunächst noch höflich-dezent – zu knurren beginnen. Der knurrende Autor, der dieser Kolumne den Titel leiht, nicht ausgeschlossen.
Zwischen einer Gesamtsubvention von 46 Millionen Euro pro Rechnungs-/Kalenderjahr für die Staatsoper und lächerlichen 62000 Euro für ein intensiv und kulturell gültig arbeitendes Privattheater wie das Monsun Theater an der Altonaer Friedensallee klafft die Schere – bei aller Unvergleichbarkeit der Produktionen und deren Kosten, gewiss – sehr weit auseinander. Aber eben auch die Summe von 7,4 Millionen Euro für sämtliche einer Unterstützung gewürdigten 23 Privattheater klingt nicht gerade berauschend.
Immerhin ist es beruhigend zu hören, dass das Schauspielhaus mit stabilen fast 22 Millionen Euro wohl gerettet sein dürfte, zumal die Interimsintendanten Vogel und Kurfess offenbar auf dem besten Weg sind, sich – rein numerisch – dem Thalia Theater anzunähern. Das heißt, dass ihre Subventionen von immerhin fast 105 Euro pro Sitzplatz der des Thalia Theaters von nur knapp 67 Euro langsam entgegenstreben. Und Karin Baier hat ja versprochen, sie werde das ihre dazu beitragen, diese Entwicklung fortzusetzen.
Warten wir also, nur gelinde knurrend, die Entwicklung der kommenden vier bis fünf Spielzeiten ab. Dann werden Umbau, Personalwechsel und dergleichen Geschichte sein, und GODOT wird weiterhin knurrbereit beobachten, wie sich das Thema Kultur bei unseren Pfeffersäcken entwickelt. Schließlich wird denen ja häufig nachgesagt wird, sie seien an Kultur nicht wirklich inhaltlich interessiert, sondern eher an deren schmückendem Wert für eine reiche Kaufmannsstadt.
Hans-Peter Kurr