Text: Christian Hanke / Foto: Oliver Fantisch
Ein Spiel nur – und doch brutaler Ernst: Erfolgsautor Lutz Hübner thematisiert gemeinsam mit Sarah Nemitz in deren 2015 uraufgeführtem Stück „Phantom (Ein Spiel)“, das kürzlich im Theater Kontraste im kleinen Saal der Komödie Winterhuder Fährhaus eine umjubelte Premiere feierte, ein heikles Thema: die Einwanderung der Roma-Frau Blanca aus Bulgarien nach Deutschland. Fünf Schauspielerinnen und Schauspieler verkörpern im Wechsel Blanca und ihre Angehörigen sowie Personen, denen sie in Deutschland begegnet. Ausgangspunkt des Spiels ist der Fund eines ausgesetzten Babys in einem Burger-Restaurant. Eine Schauspieltruppe stellt sich Fragen: Wie ist es dazu gekommen? Wer hat das Kind ausgesetzt? Und warum? Dann spielen sie eine mögliche Geschichte hinter dem Baby-Fund durch.
Mit nur 50 Euro in der Tasche und ohne Deutschkenntnisse kommt Blanca nach Deutschland. Ein windiger Vetter hat sie gelockt. Die Familie schickt sie vor, um eine Übersiedlung ins gelobte Land vorzubereiten.
Hübner schildert ein typisches Flüchtlingsschicksal: Rassismus, seelenlose Bürokratie und schwere Arbeit pflastern Blankas Weg. Aber sie boxt sich durch, zieht bei der schwangeren Hartz-IV-Empfängerin Annika ein, die ihr Leben nicht in den Griff bekommt.
Die fünf guten Darsteller zeigen in der Regie von Ayla Yeginer im Lehrstück zum Thema Flucht teilweise herausragende Leistungen. Jessica Ohl, Laura Uhlig und Julia Weden dürfen dabei realistisch die harten Schicksale von ausgenutzten Frauen zeigen. Ganz stark: Jessica Ohl, insbesondere als lebensuntüchtige Annika. Ohl trifft Mimik und Tonfall der Hilflosen punktgenau. Die Männerrollen werden als Karikatur gespielt – und dadurch ihrer Gefährlichkeit beraubt. Philipp Weggler und Tobias Kilian bekommen Gelegenheit, ihr komisches Talent zu zeigen.
Aufführungen bis 30.7., Komödie Winterhuder Fährhaus