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Reise in die Nacht

Theater FunkenFlug im Fundus Theater
Reise in die Nacht

Katrin Lowitz ist „die kleine Frau“ auf ihrer Reise in die Dunkelheit

Text: Dagmar Ellen Fischer | Foto: Theater FunkenFlug

„Kommt ihr mit?“ Fragt Katrin Lowitz die Kinder im Publikum. Die antworten mit einem lautstarken „Ja!“ Also macht sich die Schauspielerin in ihrer Rolle als „die kleine Frau“ mit Hut, Regenschirm und einem riesigen Koffer auf eine „Reise in die Nacht“. Und stellt ihren Zuschauern gleich die nächste Frage: „Wisst ihr eigentlich, warum ich unterwegs bin?“ Natürlich nicht. „Wegen meiner Angst…“, so die zunächst knappe Antwort der Reisenden.

Angst kennt jedes Kind. Man kann sich vor den unterschiedlichsten Dingen ängstigen: fremden Menschen; davor, allein aufs Klo zu gehen; und vor der Dunkelheit: „Alles hört sich anders an, wenn man es nicht sehen kann“, singt die kleine Frau. Und die Kinder verstehen: Abends, wenn man allein im Bett liegt, sind manchmal merkwürdige Geräusche zu hören – ob das ein Gespenst ist? Und diese ungewohnte Beule im Vorhang – kann das der Wind sein? Die kleinen Zuschauer ab vier Jahren beruhigen die Spielerin und sich selbst vernehmlich: „Der Wind, ja!“

Allmählich wird klar: Früher, als die kleine Frau noch Angst hatte, fürchtete sie sich sehr vor der Dunkelheit. Damals erfand sie das „Schalterflitzen“, eine Methode, sich nachts vom Bett zum Lichtschalter zu wagen. Heute ist sie nicht mehr ängstlich – und das verdankt sie ihrer „Reise in die Nacht“. Dafür brauchte sie sieben Sachen: 1. Mut, 2. Licht aus der Taschenlampe, 3. einen Regenschirm, 4. ein Käsebrot, 5. eine Leine, 6. ein Kissen und 7. das Zelt – eine Nacht wollte sie im Freien verbringen, denn „wer einmal draußen schläft, dem gehört die ganze Welt!“

Auf der folgenden, sozusagen als Rückblende nachgespielten Reise begegnet die mutige kleine Frau zunächst einem Vogel, der ihre Aufregung jedoch nicht versteht, schließlich schläft er jede Nacht draußen; hierfür verwandelt sich der umgedrehte Griff des Regenschirms kurzerhand in einen Vogelkopf, der aufgespannte Schirm unter ihm mutiert zum Nest. Bei den zwei Hasen, die sie anschließend am Wegesrand trifft, findet sie mehr Verständnis für ihre Mutprobe, deren Angst vor dem Fuchs macht sie zu Verbündeten; für diese Begegnung genügen zwei V-förmig aufgestellte Zeige- und Mittelfinger sowie die frei gelegten Vorderzähne der Spielerin. Freundlich, wie sie ist, überlässt sie den beiden kleinen Nagern ihre Taschenlampe.

Kurz vor der Dämmerung gelingt es mit Hilfe eines Mädchens aus der ersten Zuschauerreihe, das waldgrüne Zelt aufzubauen. „Mach‘ den Reißverschluss zu!“, rät das aufgeregte junge Publikum. Und dann kommt sie, die Nacht – und mit ihr der Fuchs! Aber die kleine Frau ist mit ihrem Mut und dem Seil bestens ausgerüstet. Und so endet die „Reise in die Nacht“ mit einem gut verschnürten Fuchspaket, dem Sieg über das Raubtier und über die eigene Angst. Katrin Lowitz gelingt es in diesem Stück unter der Regie von Marc Lowitz, die vierte Wand zum Publikum aufzubrechen, ohne sich ihren Koffer oder die Geschichte aus der Hand nehmen zu lassen.

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