Text: Dagmar Ellen Fischer | Foto: Holger Badekow
„Nobody does it better!“, sang Anne Weber sehr überzeugend Michael Müller an – der Theaterpädagoge, Autor und Regisseur mit künstlerischer Heimat am Deutschen Schauspielhaus erhielt den Sonderpreis an jenem Abend. Der stand überhaupt im Zeichen des Songtitels: Die siebte Verleihung des Rolf-Mares-Preises war die beste! Mit der Einschränkung, dass die unmittelbar folgende Liedzeile nicht mehr zutrifft „makes me feel sad for the rest …“ – bedauern musste man niemanden der an diesem Abend Geehrten.
Gut zwei Stunden verwoben sich am 22. Oktober Unterhaltung und Ehrung in bester Balance. Jack Kurfess und Florian Vogel, die zwei Hausherren, begrüßten brüderlich in maritimen Ringelhemden das Publikum. Die beiden Grußwort-Sprechenden fassten sich knackig kurz: Dr. Nikolaus Hill, Staatsrat der Kulturbehörde, freute sich pointiert über die Vielfalt der Hamburger Theaterlandschaft, und Prof. Norbert Aust, Vorstandsvorsitzender des Hamburger Theater e.V., bekundete mit Seitenblick auf die verkleinerte Spielfläche im Schauspielhaus, „das schönste Theater entstellt nichts!“ Dr. Inge Volk, Juryvorsitzende des Rolf-Mares-Preises, erinnerte die zuständigen Hamburger Politiker unverblümt an ihre Verantwortung bezüglich der bald anstehenden Zuwendungsbescheide von Seiten der Kulturbehörde: „Es gibt nicht nur die Staatstheater!“
Launig führte Stefan Haschke als Moderator durch den Abend. Offiziell wurden zwölf Preisträger in vier Kategorien gekürt, doch tatsächlich kam man inklusive Sonderpreis auf vierzehn Ausgezeichnete.
Schauspielerin Julia Nachtmann sprach die Laudatio in der Kategorie „Herausragendes Bühnen- oder Kostümbild“ und stellte einleuchtende Zusammenhänge zwischen Textlernen und Ambiente her: Sie könne die Worte einer Rolle auch deshalb leicht erinnern, weil sie immer mit bestimmten Orten im Bühnenbild und konkreten Gerüchen der dortigen Materialien verbunden sind. Ihr Kollege Michael Prelle würdigte die Preisträger der Kategorie „Herausragende Inszenierung/Aufführung“ und wies auf die Wechselwirkung zwischen inneren und äußeren Abhängigkeiten hin, denn es gäbe immer Menschen, die eine bestimmte Vorstellung erst möglich, und andere, die sie überhaupt nötig machten. Die beiden Laudatoren Katja Danowski und Samuel Weiss lobten anschließend die „Herausragende Leistung eines Darstellers/Tänzers/Sängers bzw. einer Darstellerin/Tänzerin/Sängerin“. Und während Danowski aus eigener Erfahrung zu berichten wusste, dass sich weibliche Zuschauer regelmäßig in männliche Bühnentiere verlieben, erläuterte Weiss geschlechtsspezifisch Friedrich Nietzsche zitierend, „die Verstellung des Weibes liegt in seiner Natur“. Schließlich erinnerte sich Klaus Witzeling in seiner Laudatio auf den Sonderpreisträger schmunzelnd an die über zwanzig Jahre zurückliegende erste Begegnung zwischen ihm und Michael Müller: Beide standen unbekannterweise, unversehens und unfreiwillig in Unterhose auf einer Hamburger Bühne …
Vom Mitmach-Theater war die magische siebte Preisverleihung weit entfernt, sie wartete tatsächlich mit anderen Überraschungen auf: Fast alle Theater hatten sich an die Abmachung gehalten, ihre Preisträger im Vorfeld geheim zu halten – zum Staunen des Publikums und zu Gunsten des Unterhaltungswerts dieses Abends. Angereichert wurde er von musikalischen Spezialitäten aus „Aida“, das Schiff-Bühnenbild des jüngsten Liederabends von Franz Wittenbrink bildete dazu den passenden Rahmen.
Die beiden Tänzer des „Hamburg Ballett“, Yuka Oishi und Orkan Dann, erhielten den Rolf-Mares-Preis in der Inszenierungskategorie für „Renku“, entstanden als Gemeinschaftswerk (wodurch sich die Zahl von 13 Preisträgern ergab). Nie zuvor ist eine Choreografie mit dem Rolf-Mares-Preis ausgezeichnet worden – so kam zum besten auch ein erstes Mal.
Die Preisträger des Rolf Mares Preises 2012 in der Übersicht:
Herausragende Inszenierung
Harald Weiler: »Der Wind macht das Fähnchen«, Theater Kontraste in der Komödie Winterhuder Fährhaus
Ingrid Lausund: »Zeit«, Hamburger Kammerspiele
Yuka Oishi & Orkan Dann: »Renku«, Hamburg Ballett
Herausragende Darstellerin
Patrycia Ziolkowska in »Faust«, Thalia Theater
Lisa Jackson als Gilda in »Rigoletto«, Opernloft
Carolin Fortenbacher in »Oh Alpenglühn«, Schmidt Theater
Herausragender Darsteller
Erkki Hopf in »De lütte Horrorladen«, Ohnsorg-Theater
Burghart Klaußner in »Tod eines Handlungsreisenden«, St. Pauli Theater
Josef Heynert in »Das erste Mal«, Monsun Theater
Herausragendes Bühnenbild
Peter Baur für »Orlando«, Thalia Theater in der Gaußstraße
Achim Römer für »Die Physiker«, Ernst Deutsch Theater
Frank Thannhäuser für »Polizeirevier Davidswache«, Imperial Theater
Den Sonderpreis für langjährige außergewöhnliche Leistungen im Rahmen des Hamburger Theaterlebens
erhielt Michael Müller, Deutsches Schauspielhaus.