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»Schönste Schmuckschatulle« feiert Jubiläum

125 Jahre Hansa Varieté Theater
Hansa Varieté Theater

Intendanten-Duo in Feierlaune: Ulrich Waller (l.) und Thomas Collien

Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Oliver Fantitsch

„Liberté – Egalité – Varieté“! Matthias Deutschmann brachte es per Parole auf den Punkt; die beiden Intendanten des Hansa-Theaters ergänzten ein trotziges „Wir bleiben hier!“ Wie die Zukunft des ältesten Varieté-Theaters Deutschlands konkret aussieht, wird sich noch zeigen – in der Gegenwart wurde erst einmal gefeiert: 125 Jahre gibt es die „schönste Schmuckschatulle“ unter Hamburgs Theatern schon, und vor zehn Jahren wurde sie von Ulrich Waller und Thomas Collien wiedereröffnet.

Das Intendanten-Duo hatte sich zur Feier des Abends in Smoking-Schale geworfen, hieß das von Prominenz durchsetzte Publikum in ihrer „geilen Hütte“ willkommen und erinnerte daran, dass sich im heutigen Zuschauerraum ehemals die Pferde- und Elefantenställe befanden. Ihre Rückschau ergab: Seit der Eröffnung am 5. März 1894 haben 37 Millionen Zuschauer rund 53.000 Vorstellungen besucht. Dann baten sie „einen der größten Seiltänzer der Stadt“ auf die Bühne: Hamburgs Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher; er erinnerte in seinem Grußwort daran, dass der Steindamm einst ein Hamburger Prachtboulevard gewesen sei, was sich heute kaum noch jemand vorstellen könne. 2018 wurde das Haus – kurz vor der Zwangsversteigerung – unter Denkmalschutz gestellt.

Durch die Gala führte der bekannte Entertainer Robert Kreis, der sich während seiner Moderation auch mal an den Flügel setzte und „Alles wegen de Leut“ intonierte. Im Zuge der wechselnden Moderatoren-Crew hatte er ohnehin in dieser Woche Dienst, so wie die meisten Artisten der Jubiläumssaison ebenfalls an diesem Abend zu sehen waren. Unter ihnen auch die Equilibristin Maria Sarach, die auf einem eigenwilligen Gebilde halb Treppe, halb Rutsche auf und ab glitt; ihre Darbietung gipfelte in einer Balance, bei der sie sich allein mit den Zähnen an einem Mundstück festbiss, während sich ihr gesamter Körper oberhalb ihres Kopfes doppelt schlug.

Vom Duo Klas richtete sich der Kleinere von beiden zunächst auf dem Kopf, dann auf den Händen und schließlich auf den Füßen seines größeren Kollegen auf, um dem Ganzen mit einer Kopf-auf-Kopf-Balance die Krone aufzusetzen. Mit unglaublicher Präzision jonglierte Claudius Specht Keulen und Schalen – bis zu zehn zeitgleich. Die Saly Brothers schwangen ihre Pois – an Seilen befestigte Kugeln –  derart rasant, dass nur noch ein Schweif vom Material zu sehen war. Auch die beiden Publikumslieblinge gehören zum Künstler-Team der Jubiläumsspielzeit: Alex mit seinem kleinen Kumpel Barti, einer rothaarigen Marionette, der allzu gern mit den Damen in den vorderen Reihen flirtet – wenn er nicht gerade singt oder Klavier spielt. Und natürlich Hans Davis, von Beruf Shadow Master, der mit seinen Händen die Fauna Afrikas, aber auch Hitchcock, Harrison Ford und Darth Vader als Schattenrisse auf die Leinwand zauberte. Extra für die Gala eingeladen wurden hingegen Oleg Izossimov sowie Strahlemann & Söhne. Erstgenannter gleicht einem Prinzen vom Bolschoi-Ballett, der sich auf spektakuläre Handstand-Akrobatik verlegt hat; und die beiden Strahlemänner brachten das Publikum mit ihrer sensationellen Jonglage-Nummer zum Staunen – sie tauschten nach und nach ihr gesamtes Outfit (mit Ausnahme der Unterwäsche), ohne je das Jonglieren der Keulen zu unterbrechen! Welche Stimmung auch immer gewünscht wurde – die Hansa Boys unterlegten den passenden Klangteppich.

Als Special Guest gab der Kabarettist Matthias Deutschmann seine pointierten Spitzen exklusiv in der Jubiläumsgala zum Besten und wagte eine (politische) Prognose: Bei einem Duell Karrenbauer gegen Wagenknecht sähe es schlecht aus mit der Elektro-Mobilität. Und zog ein Fazit: Auf der Bühne des Hansa Varieté Theaters darf man über alles reden – nur nicht über sieben Minuten.

Aktuelle Saison verlängert bis 31. März 2019, Vorstellungen täglich außer Montag,
Di-Fr 19:30 Uhr, Sa 16 und 20 Uhr, So 15 und 19 Uhr, Hansa Varieté Theater, Steindamm 17,
Karten von 39,90 bis 79,90 Euro, Tel. 47 11 06 44

 

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