Text: Hans-Peter Kurr | Foto: Kerstin Schomburg
Das Publikum war so was von da bei der Premiere der gleichlautenden Stück-Collage auf dem Spielfeld des Deutschen Schauspielhauses. Nur einige Weißhaarige, denen es vermutlich zu laut zuging, verschwanden hin und wieder aus dem umbautechnisch beeinträchtigten Zuschauerraum.
Ein Roman von Tino Hanekamp liegt der Bühnenfassung Nicola Bramkamps und der Regisseurin des Abends, Jorinde Dröse, zugrunde, deren zentrale Frage – mehrfach von der Bühne in den Zuschauerraum geschossen – lautet: „Dies alles passiert nicht wirklich, oder?“ Eine Frage, die sich zum Motto der Show aufwerten ließe, denn: Sollte jemand dem Zwang unterliegen, die Handlung erzählen zu müssen, würde er vermutlich scheitern.
Nur so viel: Silvester auf St. Pauli, ein dort angesiedelter Musikclub soll am nächsten Tag schließen, um einem Neubau zu weichen – eine durchaus übliche Geschichte. Neu und überraschend ist, wie das erzählt wird und auf welch verrückte Weise die handelnden Personen miteinander verknüpft werden: Das geschieht wild, unorthodox und unter Einsatz jeder Kamera, die nur ein Staatstheater bieten kann. Die Show wird letztendlich zu einem glänzend unterhaltenden und dennoch, was Menschenschicksale angeht, tiefgründigen Abend mit dem vitalen Hauptdarsteller Sören Wunderlich als Oskar an der Spitze eines prächtigen Ensembles.