Besuch aus dem Jenseits

Ist die Pasta auch al dente? Imke Trommler und Bernd Grawert beim Abendmahl.

Ein Ensemble in Bewegung: Strachinsky – seit 2008 aus einem Kern von acht Schauspielern bestehend – findet sich mit jedem theatralischen Projekt neu zusammen. Am aktuellen Stück „So weit. So gut.“ arbeiten unter der Regie von Anja Herden elf Darsteller, der Video/Filmkünstler Joscha Sliwinski und der Theaterwissenschaftler und Videokünstler Thilo von Quast. Premiere des Theaterstücks, das sich Motiven aus dem Film „Truly Madly Deeply“ von Anthony Minghella bedient, ist am 27. April 2012, im Lichthof Theater (Beginn: 20.15 Uhr).

Im Zentrum des Stücks steht die verwitwete Linda Koberg (Imke Trommler / Kammerspiele Hamburg) die, nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes nicht mehr zurück in den Alltag und das Leben findet. Der Schmerz über den Verlust, das Hadern mit dem ungerechten Schicksal und ihre große innere Einsamkeit machen ihr das Leben zur täglichen Qual. Bis eines Tages der geliebte Mann (Bernd Grawert / Thalia Theater) scheinbar aus dem Jenseits zurückkehrt. Aber er kommt nicht alleine! Mit ihm kommt eine durchaus sympathische, wenngleich enervierende, Kleingruppe aus der „anderen Welt“.

Der Abend wäre also eigentlich eher ein klassisches Kammerspiel ganz im Zeichen des Überwindens des Unüberwindbaren: des Todes. Wären da nicht diese acht hoch aktiven Gestalten (Joachim Schlösser, Andrea Friedrich, Wolfgang Blaffert, Thomas Giebel, Tanja Cordes, Hyechong Lim, Rolf Kordal und Ronald Doll), die mit ihrer ausgeprägten cineastischen Obsession und einer unumstößlichen Mission den Rahmen des Kammerspiels sprengen würden.

Linda wird – mit Hilfe aus dem „Jenseits“ – wieder mit dem „Diesseits“ vertraut gemacht. Die Begegnung mit dem Tod, Trauer, Wut und Hilflosigkeit, Einsamkeit und schließlich unendliche Sehnsucht bilden den Ausgangspunkt des Projekts.

Strachinsky bearbeitet in diesem Projekt eine sowohl „jenseitige“ als auch „spirituelle“ Option des Trosts und des Beistands und versucht, mit Leichtigkeit und Humor von Trauer und Schmerz zu erzählen. Der inszenatorische Clou besteht in der Konzeption, Film und Theater aufeinandertreffen zu lassen. Lindas irdischer Alltag wird ausschließlich als filmische Projektion erzählt, die mit dem auf der Bühne stattfindenden jenseitigen Geschehen interagiert.

So weit. So gut. – Eine Mission
Ein Theaterstück nach Motiven des Films „Truly Madly Deeply“ von Anthony Minghella.
Regie, Text, Konzeption: Anja Herden / Kamera: Joscha Sliwinsky / Schnitt: Thilo von Quast (Thalia Theater) / Es spielen: Wolfgang Blaffert, Tanja Cordes, Ronald Doll, Andrea Friedrich, Thomas Giebel, Bernd Grawert (Thalia Theater), Janning Kahnert (Deutsches Schauspielhaus), Rolf Kordal, Hyechong Lim, Joachim Schlösser, Imke Trommler (Kammerspiele).

Premiere: 27. April 2012, 20.15 Uhr im Lichthof Theater
Weitere Aufführungen: 28.4.2012, 20.15 Uhr / 29.4.201, 19.00 Uhr / 4.5.2012, 20.15 Uhr / 5.5.2012, 20.15 Uhr

Text: Stephanie Schiller
Foto: Strachinsky