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Tucholsky gratuliert zum Hundertsten

"Ssälawih", Das Schiff
Ssälawih

Dolles Duo mit Buddel: Johannes Kirchberg und Frank Roder

Eine Hamburger Legende aus Eisen wird 100 – 1912 lief das Schiff, auf dem Eberhard Moebius gemeinsam mit Ehefrau Christa 1975 sein Theater bauen ließ und es als schwimmende Spielstätte am Nikolaifleet vertäute, vom Stapel. Mit einhundert Jahre unter der Flagge ist der Kahn noch immer seetüchtig, steht inzwischen, in der Nachfolge des Moebius-Ehepaares, unter der Leitung von Anke, Gerd und Heiko Schlesselmann.

An Bord kamen berühmte Namen, die zu den Besten zählen, die deutsches Theater und deutscher Film bis heute aufweisen: Gert Fröbe zeigte hier seine berühmte Torhüter-Nummer, der kürzlich verstorbene „Heini“ Reincke wurde hier zu Joachim Ringelnatz, Richard Münch sprach seinen gepflegten Goethe und andere hochrangige Literatur, bevor er, der in jenen Jahren noch unter Flugangst litt, den Schlafwagenzug nach Zürich nahm, um morgens mit seiner Frau Ella Büchi in Küsnacht frühstücken zu können. Das sind nur drei Beispiele aus vielen Jahren.

Nun also 100-jähriger Geburtstag. Einer der Höhepunkte der Jubiläums-Programm-Kette ist zweifellos die heiter mit „Ssälawih“ betitelte Kurt-Tucholsky-Revue, die Nadja Eustermann, Johannes Kirchberg und Frank Roder in diesen Tagen bieten: Drei bewundernswert vielseitig begabte Schauspieler und Kabarettisten sind an Bord zu erleben, die begeisterten Reaktionen des Publikum dröhnen nahezu raumsprengend durch den alten Kahn am Nikolaifleet, wenn dieses Terzett „Tucho“ präsentiert, musikalisch ebenso souverän wie verbal, dazu optisch durch zahlreichen Kostümwechsel äußerst abwechslungsreich.

Fazit: Ein faszinierender – in der Regie von Sylvia Richter (die auch das Buch dieser Revue schrieb) einfallsreich gestalteter – Abend, gewürzt mit Tempo, Temperament, politischem Humor und gesellschaftskritischem Witz, der nicht nur den großen Tucholsky ehrt, sondern auch die Tradition des Theaterschiffes würdig fortführt.

Nächste Vorstellungen: 6., 9., 17. und 18. Mai

Text: Hans-Peter Kurr
Foto: STAGEPHOTOGRAPHERS

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