Text: Angela Dietz / Foto: Figurentheater Wolkenschieber
Das Leben kann „sauspannend“ sein. Wenn man in der Savanne Afrikas den Goldschatz von Ur-ur-ur…Opa sucht, auf jeden Fall. Wenn man als von Natur aus scheues Erdmännchen außerdem supermutig ist und einen ziemlich tollen Freund hat, kann kaum was schiefgehen.
So machen sich Erdmännchen-Enkel Tafiti und Freund Pinsel, das lockige „Malschwein“, auf ins Abenteuer, gemäß dem Kinderbuch von Julia Boehme und Julia Ginsbach. Immer nur vor der Staffelei stehen, wird irgendwann langweilig. Die Sonne leuchtet über der orangefarbenen Savanne aus Tisch und Wand des Figurentheaters Wolkenschieber. Dass wir in der Savanne sind, machen die beiden Figurenspielerinnen Dörte Lowitz und Anja Kosanke im zarten Duett klar, musikalisch live begleitet von einer Trommel und einem „Pling“.
Gibt es auf dem Reiseweg eine kurze Erzählstrecke zurückzulegen, spazieren kleine Flachfiguren oben auf der Wandkante. Umso eindrucksvoller ist es, als das Nilpferd plötzlich samt führender Spielerin ziemlich groß auf der Szene erscheint. Denn anders als die Mütter und Großväter erzählen, lauert neben den drei großen Gefahren – dem Adler in der Luft, King Kofi, dem Löwen an Land und dem reißenden Wasser – zusätzlich ein stampfendes und bedrohlich schnaufendes Nilpferd.
Die Gefahren sind klar, manchmal lustig und deshalb für die Vierjährigen im Premierenpublikum keine Überforderung. Der Adler wird kurzerhand als „Brathähnchen“ tituliert. Tafiti versteckt sich unter dem Bauch von Pinsel.
Erdmännchen und Schwein meistern alle Abenteuer mit Klugheit und Wortwitz. Pinsel ist für den Witz zuständig, Tafiti ist superklug und sprüht vor Ideen und Tatendrang. Stimmlich und sprachlich wunderbar charakterisiert ist das Schwein, hörbar gemütlich und immer bereit, sich über etwas zu freuen. Tafitis höhere, aber nicht dünne Stimme und das schnelle Sprechen passen gut zum Wesen des jungen, agilen Erdmännchens. Die Figuren sind gut geführt und neben den Stimmen ist auch das eigene, körperliche Spiel von Anja Kosanke und Dörte Lowitz überzeugend.
Regisseurin Katrin Lowitz und die Ausstatter Marc Lowitz und Arne Bustorff haben gute Ideen schön umgesetzt. Der überzeugende Adler etwa ist nur als Schatten seiner mächtigen Schwingen und an seiner Stimme zu erkennen. Die Figuren sind in jeder Größe und unterschiedlichem „Stoff“ liebevoll gestaltet. Erdmännchen und Mäuse sind als ganze Familien zu sehen.
Das Ensemble hat etliche Musikstücke mit hübschen Melodien oder auch bloß musikalische Motive entwickelt, von Marc Lowitz arrangiert. Aus dem Off und an sehr präzise ausgewählten Stellen unterstützen Gitarre, Bass und Tuba die Figuren sowie den Fortgang der Geschichte und erzeugen Stimmungen.
Der Wechsel zwischen verschiedenen Erzähl- und Spielebenen gelingt dramaturgisch schlüssig. Lustig, nicht albern, wenn Pinsel der Erzählerin einmal Regieanweisungen gibt. Spannend, dass Tafiti und Pinsel den Schatz doch noch finden, nachdem das Publikum schon glauben könnte, daraus würde nichts mehr. Wo, wird nicht verraten. Nicht zwingend notwendig erscheint die Vorgeschichte, wie Tafiti und Pinsel Freunde wurden. Allerdings ist auch das eine wunderbar gespielte Geschichte.
Dem Figurentheater Wolkenschieber ist eine sehr schöne Bühnenadaption des Kinderbuchs für ein Publikum ab vier Jahren gelungen.