Interview: Dagmar Ellen Fischer | Foto: Sinje Hasheider
Dominique Horwitz ist Musiker und Sänger, Schauspieler und Regisseur. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, aber ausnahmsweise alles an einem Abend: „The Right Bullets – Weber, Waits und Weitere“ ist ein Konzert – musikalischer Höllenritt trifft es eher. Denn der Abend bündelt Lieder rund ums Diabolische, mit dem Teufel als rotem Faden. Horwitz selbst schlüpft noch einmal in die Rolle des Teufels. Und zwar jenes charismatischen Hinkefußes, den er mit unglaublichem Erfolg 1990 in „The Black Rider“ verkörperte, der legendären Inszenierung von Robert Wilson am Thalia Theater. Für alle, die bei der Erinnerung an den Hype von damals immer noch glänzende Augen bekommen – und für alle Nachgeborenen.
GODOT: Wilsons „Black Rider“ war eine Variante von Webers Oper „Der Freischütz“, gemeinsamer Nenner sind verzauberte Gewehrkugeln, die ihr Ziel niemals verfehlen. Wie viel davon findet sich in „The Right Bullets“?
D.H.: Ich erzähle keine der Geschichten nach. Es ist ein Abend über das Teuflische, das durchaus in der Liebe und im Begehren steckt.
GODOT: Das klingt mehr nach Erotik als nach Bösem?
D.H.: Man schaut dem Teufel bei der Arbeit zu, er verführt. Und man sieht Menschen leiden und zappeln, wie das unglückliche Paar Käthchen und Wilhelm aus „The Black Rider“, Max und Agathe aus „Der Freischütz“.
GODOT: Und die siebenköpfige Band spielt sowohl die Songs von Tom Waits als auch die Opernmusik von Carl Maria von Weber?
D.H.: Ja, es sind die Arien, die man kennt, aber sie erklingen sehr verrockt! Auf der Bühne sind alle des Teufels, und die Musiker sind meine Gang.
GODOT: Und wer gehört zu den „Weiteren“ aus dem Untertitel?
D.H.: George Benson, Cameo – ich will nicht zu viel verraten. Es ist ein Konzert, das auf Waits und Weber fußt, aber musikalisch weit darüber hinausgeht mit Jazz, Rock, Funk, Soul. Ich bin froh, dass jetzt viele meiner Gedanken in der Musik stecken.
GODOT: Welche Gedanken?
D.H.: Wenn sich zwei Menschen treffen und es passt, dann gibt es kein Problem. Interessant und wert, auf die Bühne gebracht zu werden, ist es aber nur, wenn es nicht passt, wenn das Drama beginnt. Es wird also ein Abend, der von seelischen Nöten der Menschen handelt: Was heißt es, unsterblich verliebt zu sein, aber gleichzeitig zu merken, das wird nicht funktionieren …
GODOT: Oder nur mit den richtigen Kugeln, welche sind denn die richtigen, die „right bullets“?
D.H.: Das ist die Frage der Fragen: Komme ich mit dem klar, was mir zusteht, oder muss ich unbedingt das haben, was unerreichbar ist? Und wie hoch ist der Preis, den ich bereit bin, für mein ersehntes Glück zu zahlen?
GODOT: Wie wäre Ihre Antwort?
D.H.: Das, was als Glück empfunden wird, variiert zuweilen. (lächelt) Im Moment ist mein Glück ein musisches!
30.11., 10., 22. und 26.12. jeweils 20 Uhr, Schauspielhaus, 10–62,50 Euro, Tel. 24 87 13