Text: Sören Ingwersen / Foto: Theater Triebwerk
Zupfend scheinen Cellist Uwe Schade und Kontrabassist Heino Sellhorn auszutesten, was die Saiten ihrer Instrumente hergeben. Es ist hektisches, mitreißendes Ping-Pong-Spiel mit Tönen, mit dem die beiden Musiker des radioTriebwerk Trios zum Abschluss des Kindertheatertreffens 2019 ihr Publikum im Fundus Theater begrüßen. Sellhorn besingt „10.000 Tage und Nächte auf See“, verschiebt kurz darauf schreiend seinen „Herzschmerz“ von der Seele in die Kehle, während Dieter Gostischa am Schlagzeug metallisch reibend und klappernd wasserbewegte Schiffsteile vor unserem inneren Auge auftauchen lässt. Zusammengesetzt ist diese halb durchkomponiert, halb improvisierte Klangpartitur aus Theatermusiken der letzten 25 Jahre. So lange schon bereichern die beiden Musikerdarsteller Schade und Sellhorn als Kern der Gruppe „Theater Triebwerk“ vornehmlich das Kinder- und Jugendtheater mit Stücken, in denen Live-Musik eine tragende Rolle spielt. Zum Jubiläum der Gruppe hat man sich mit Schlagzeuger Gostischa zusammengetan, die Musik aus der Theaterhandlung herausgelöst und zu einer klingenden Leinwand für allerfeinstes Kopfkino verwoben. Mit Halleffekten verwandeln die dezent verstärkten Saiteninstrumente den Spielort in eine singende Unterwasserwelt, und mit eingeschaltetem Verzerrer wird die zwischen Jazz und Avantgarde freischwingende Combo kurzzeitig auch mal zu einer Art- oder Hard-Rock-Band. Überwiegend ist es aber das fein ausgehörte und reaktionsfreudige Spiel mit Klängen, das hier begeistert. Sprachsamples werden (etwas zu lang) eingespielt und während Schade und Sellhorn ihre Streicherstimmen in spannungsreicher Zweistimmigkeit aneinander austarieren, macht Gostischa sich auf dem Boden an seinen Perkussionsinstrumenten zu schaffen: Ein chinesischer Gong wird kratzend in Schwingungen versetzt, Wasser plätschert in Klangschalen, die sich wenig später in ein Steeldrum-Set verwandeln. Immer wieder gibt es neues zu entdecken in diesem rund einstündigen Remix klingender Theatergeschichten, in denen es manchmal auch etwas unappetitlich zugeht. „Hörst du die Luft entweichen aus den schönen, weißen, weichen Wasserleichen?“, singen Schade und Sellhorn in beschwörendem Flüsterton. Was es mit dieser Geschichte auf sich hat? Vielleicht erfahren wir es im theaterTransitor Konzert No. 2.