Text: Christian Hanke | Foto: Kock
Sie hatten das perfekte Verbrechen geplant und offenbar nur deshalb einen Jungen ermordet, weil sie es konnten. Nathan Leopold und Richard Loeb, Studenten aus wohlhabendem Haus, wurden wegen dieser Tat 1924 zu lebenslanger Haft verurteilt. „Thrill Me“ nennt der amerikanische Autor und Komponist Stephen Dolginoff sein Musical über diesen spektakulären Kriminalfall.
Im düsteren Bühnenbild aus schwarz-glänzenden Podestteilen sehnt sich Loeb nach einem Thrill durch unerlaubtes Tun. Nathan Leopold folgt ihm in blindem Gehorsam, denn der schüchtern-zaghafte Studiosus ist hoffnungslos verliebt in den charismatisch-dominierenden, nach Perfektion strebenden Loeb. Mal fackeln die beiden ein Kaufhaus ab, mal erleichtern sie wohlhabende Zeitgenossen um Schmuck und andere wertvolle Gegenstände. Doch das ist Loeb nicht genug. Irgendwann muss es der perfekte Mord sein. Dafür wird ein armer Schüler umgebracht. Doch die beiden werden nur wenige Tage nach der Tat geschnappt: Leopold hat seine Brille am Tatort verloren.
Warum das perfekt geplante Verbrechen für die Täter, die zu lebenslanger Haft verurteilt werden, so kläglich endet – dafür hat Autor Dolginoff seine ganz eigene, schlüssige Erklärung. Guy Woolf (Leopold) und Sebastian Hill (Loeb), die beiden jungen Darsteller aus London, spielen erstmals am English Theatre und entwickeln diese Erklärung folgerichtig aus ihrem stimmigen und dichten Spiel miteinander, das sie mit Gesang bestens zu untermauern verstehen. Der Schluss wartet trotzdem noch mit einer Überraschung auf. Eine in vielerlei Hinsicht ungewöhnliche Inszenierung für das English Theatre.
Weitere Vorstellungen bis 27. Juni, The English Theatre of Hamburg