Text: Dagmar Ellen Fischer | Foto: Reinhard Werner
Krieg beherrschte das Finale des Hamburger Theaterfestivals: Ein siebzehnköpfiges Gast-Ensemble des Wiener Burgtheaters zeigt einen neuen Blick auf „Troja“. Jene Stadt, die zehn Jahre lang von den Griechen belagert wurde, und nur mit Hilfe einer List zerstört werden konnte: Odysseusʼ perfide Idee schrieb als Trojanisches Pferd antike Geschichte.
Regisseur und Burgtheater-Intendant Matthias Hartmann fasst rund 30 Jahre im vierstündigen Abend zusammen. Er beherrscht die Kunst des Weglassens, und erzählt doch das Wesentliche: Zänkische Götter ziehen die Sterblichen in ihre olympischen Streitereien, verfolgen den Krieg wie ein Schachspiel von oben. Mit großartiger Leichtigkeit und Selbstironie agieren Göttermutter Hera (Catrin Striebeck) und Apollon (Fabian Krüger), die Flotte der Griechen segelt mit Hunderten von Papierschiffchen über den Bühnenboden gen Troja. Ein Puzzle aus antiken Texten von Homer und Euripides, modernen Werken von Christa Wolf, Walter Jens u. v. a. emulgiert mit der Musik von Karsten Riedel und Joeri Cnapelinckx zu einem ebenso witzigen wie ernsten Abend. Die perfekt gesetzte Komik lässt dem Pathos keine Chance.
Rund 12.000 Zuschauer besuchten die 14 Vorstellungen des Hamburger Theaterfestivals, die meisten davon waren ausverkauft. Nikolaus Besch, Initiator und Leiter des Festivals, bereichert mit seiner Idee die Hamburger Theaterlandschaft. Und wird das auch weiterhin tun, denn Matthias Hartmann will nächstes Jahr unbedingt wieder kommen …