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Unkel Wanja

Ohnsorg Theater
Unkel Wanja

Verehrt die schöne Helene (Birthe Gerken): Unkel Wanja (Oskar Ketelhut).

Text: Christian Hanke | Foto: Jutta Schwöbel

Onkel Wanja liegt auf dem Sofa, mit dem Rücken zum Publikum. Irgendwann fällt er hinunter, berappelt sich mühsam. Ein Mann am Boden, ohne Hoffnung. Aber er steht auf und macht weiter. So beginnt die erste Tschechow-Inszenierung am Ohnsorg Theater: „Unkel Wanja“, die plattdeutsche Variante von „Onkel Wanja“ in der Regie von Michael Bogdanov.

In typischem Tschechow-Ambiente, einem Landgut Ende des 19. Jahrhunderts, in der plattdeutschen Version von Hartmut Cyriacks und Peter Nissen nach Norddeutschland verlegt, treffen typische Tschechow-Figuren aufeinander. Menschen, die kaum etwas angepackt haben im Leben, wenig Veränderung erhoffen und sich zumeist unendlich langweilen. Wie die junge Schönheit Helene, zweite Ehefrau des Gutsbesitzers Seelmann, eines geschwätzigen Intellektuellen, den Wanja einst verehrte. Nur der Arzt Dr. Aster hat etwas vor, er pflanzt Bäume, versucht Umweltkatastrophen zu verhindern. Deshalb liebt ihn Sonja, Seelmanns Tochter aus erster Ehe, die mit „Unkel Wanja“ gemeinsam das Gut verwaltet. Doch Aster hat genauso wie Wanja nur Augen für die schöne Helene. Diese Liebeleien und Seelmanns überraschender Vorschlag, das Gut zu verkaufen, bringen Leben in die behäbige Gesellschaft, für die der norddeutsche Rahmen ebenso gut passt wie das originale russische Ambiente.

Mit Tschechow sollte sich das Ohnsorg Theater öfter beschäftigen. Michael Bogdanov gelingt es, auch die vermeintlich langatmigen Passagen des Stückes spannend zu inszenieren. Dafür standen ihm neben Tschechows brillantem Text gute bis sehr gute Schauspieler zur Verfügung. Eine dichte Inszenierung ist die Folge. Insbesondere Oskar Ketelhut in der Titelrolle, Birte Kretschmer (Sonja), Birthe Gerken (Helene) und Erkki Hopf (Aster) sorgen in den soliden, naturalistischen Bühnenbildern von Katrin Reimers für Spannung.

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