Text: Dagmar Ellen Fischer
Fischer Fritz macht selten großen Fang. Doch eines Tages hat er einen dicken Fisch an der Angel: Einen Butt, der sprechen und Wünsche erfüllen kann … Das bekannte Grimm’sche Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“ erobert als Musical für Kinder ab Fünf im Hamburger Sprechwerk neue Ufer: Autor und Regisseur Christian Berg ist in seinem jüngsten Berg-Werk eine wunderbar poetische Liebeserklärung an den Norden gelungen!
Und die erzählt erstmals die (erdichtete) Vorgeschichte, wie aus einem selbstverliebten Prinzen (Petter Bjällös Stimme garantiert Gänsehaut) zur Strafe für dessen Eitelkeit ein schuppiger, unansehnlicher Nordsee-Bewohner wurde. Berg stellt als Fischer Fritz nach bewährter Erzähler-Art direkten Kontakt zum Publikum her, lässt die Kinder hohe Wellen schlagen und die Großen reichlich Wind machen, Möwengeschrei inklusive. Ute Geske rockt als Ilsebill die heimische Fischer-Hütte mit ihrem Traum von FSDS (Finkenwerder sucht…) in einer zum Brüllen komischen Nummer als unentdeckter Superstar in grober Kutte. Als vierte Rolle fantasiert Autor Berg den beiden einen liebenswerten Sohn hinzu (Alexandra Kurzeja).
Paul Glasers Musik stellt passgenau die jeweils notwendige Atmosphäre her: Zwischen maritimem Schunkelsong und gruseligem Donnern auf offenem Meer trifft er perfekt den richtigen Ton. Dass des Fischers Frau unersättlich ist und am Ende die Quittung für ihre Gier bekommt, ist die Message des Märchens; die bereichert das „Nordical“ um ein Statement zur Nachhaltigkeit: Ob Palast oder Boot, das gesamte Bühnenbild (von Ulrike Engelbrecht) ist aus recycelbarer Pappe, Plastik hingegen findet sich nur im Fischernetz – und provoziert den lautstarken Protest der Kinder. Hoher Seegang in Form von begeistertem Applaus nach neunzig Minuten.
Aufführungen: 1.5., 13.-16.5., 20.-22.5., Hamburger Sprechwerk