Gruppenfoto mit Einbrecher: Bei dieser Theatertruppe geht alles schief
Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Jutta Schwöbel
„Wollen Sie dieses Bettlaken zur Frau nehmen?“ Grobe Versprecher dieses Kalibers gehören noch zu den harmloseren Patzern, die sich eine drittklassige Schauspieltruppe leistet. Verschusselte Requisiten, klemmende Türen und fehlende Kostüme fallen da schon deutlich mehr ins Gewicht: Was sich auf und hinter der Bühne abspielt, ist „Der nackte Wahnsinn“ – Michael Frayns populäre Komödie. Am Ohnsorg Theater inszenierte nun Michael Bogdanov die plattdeutsche Erstaufführung, die das Desaster „Vun achtern un vun vörn“ beleuchtet.
Das Besondere des berühmten Bühnen-Krachers: Das Publikum sieht, was alles schief gehen kann, und da es im ersten Akt lernt, wie das Stück eigentlich aussehen soll, ist die Freude an der unaufhaltsamen Katastrophe umso größer. Ein abhanden gekommenes Kostümteil wird kurzerhand durch eine Badematte ersetzt, Auf- und Abgänge der Schauspieler aufgrund plötzlich verschlossener Türen zur großen Verwirrung aller Mitspieler spontan abgewandelt. Knallrote Krawatten, die durch Hosenreißverschlüsse nach außen hängen, oder Kleider, die kurz vor dem geplanten Quickie entsorgt werden, sorgen für reichlich Lacher. Die neun Komödianten geben dem Affen reichlich Zucker und schultern die rasante Temposteigerung leichthändig bis zum Chaos-Finale – um nach zweieinhalb Stunden vom Publikum bejubelt zu werden.
Aufführungen bis 7.7., 19:30 Uhr, Mi/Sa auch 16 Uhr, Ohnsorg Theater, 18-31,50 Euro Tel. 35 08 03 21