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Was ihr wollt

Ernst Deutsch Theater
Was ihr wollt

Die männliche Gräfin Olivia spielt Dimosthenis Papadopoulos (mit Franziska Rieck als Maria)

Text: Christian Hanke | Foto: Oliver Fantitsch

Als die Gräfin Olivia in Mona Kraushaars Inszenierung der Shakespeare-Komödie „Was ihr wollt“ ihr Oberteil lüftet und eine behaarte Brust zu sehen ist, wird endgültig offensichtlich, dass diese Frau von einem Mann gespielt wird. Die Regisseurin, die schon mit so mancher frischen Klassiker-Inszenierung am Ernst Deutsch Theater reüssierte, macht ihr Thema überdeutlich: Verwirrung nicht nur in Liebesdingen, sondern auch in der Geschlechtszugehörigkeit. Viola, die mit ihrem Zwillingsbruder Sebastian an der Küste von Illyrien Schiffbruch erleidet, verdingt sich als Page Cesario in Männerkleidern bei dem Herzog Orsino, der hoffnungslos in die Gräfin Olivia verliebt ist, die sich wiederum in Cesario/Viola verknallt. Umgekehrt wird Olivias Onkel Sir Toby Rülps, der mit seinem Kumpel Leichenwang stets alkoholisiert für derbe Komik sorgt, von einer Frau gespielt (Susanne Jansen).

In einer Mischung aus Schilf und Wald, dem gelungenen Bühnenbild von Katrin Kersten, irren die Figuren aus Shakespeares wohl bester Komödie umher – auf der Suche nach Liebesglück, Lebenserfüllung und Ergänzung des eigenen Ich. Sehnsüchte treiben die Personen an, doch nichts ist wie es erscheint. Weder ist Orsino wirklich in Olivia verliebt, noch trauert diese wirklich um einen verstorbenen Bruder. Die Verwirrung wird perfekt, als Violas Zwillingsbruder Sebastian erscheint, der überall mit seiner als Mann verkleideten Schwester verwechselt wird. Nun regiert das Tollhaus. Niemand weiß: Wer ist hier Mann, wer Frau, wer liebt wirklich wen? Alles ist möglich: „Was ihr wollt“.

In Kraushaars gelungener Konzeption glänzen vor allem Louisa Stroux als Viola und Frank Röder in der Rolle des Orsino sowie Stefan Haschke als sehr zurückgenommener, deshalb umso pedantisch wirkender eitler Haushofmeister Malvolio, auch er ein vergeblich Liebender, dem ein böser Streich gespielt wird. Dimosthenis Papadopoulos versprüht als steife Gräfin Olivia Exotik. Starke Auftritte haben auch Katja Uffelmann als stets allwissender Narr und Franziska Rieck in der Rolle des vermeintlich sittenstrengen Kammermädchens Maria. Das Komikerpaar Rülps/ Leichenwang dagegen kann nicht immer überzeugen, bleibt mitunter platt und blass.

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