Sie spielen, was das Zeug hält. Und zwar „spielen“ ganz im umgangssprachlichen Sinne, wie man den Begriff mit Blick auf Kinder nutzt. Auch wenn es im ersten Moment ein bisschen irritiert, wenn Peter Markhoff im blauen Overall mit einem blaukantigen Baukasten über die Bühne tollt und dazu allerlei lautmalerische Konsonantenfolgen von sich gibt. So ein Grauhaariger im selbstversunkenen Kinderspiel? Peu à peu gesellen sich Viola Livera und Melanie Weirather dazu – auch beide eindeutig mit Farben belegt. Das spitzige, dreiecktragende Gelb, das weiche, beballte Rot. Der baumlange Thomas Nestler markiert anfangs so was wie den Bühnenkreateur. Er klebt den weißen Rahmen auf den Boden, aus dem nur er wirklich leicht hinaus kann. Er sinniert über die Farben und ihre Eigenschaften. Er ist so was wie der Maler – denn eindeutig befinden wir uns in einem Bild –, dem das Eigenleben der Farben immer mehr ein Schnippchen schlägt. Kein Wunder also, dass er mit Grün im Outfit eine Mischfarbe trägt. Und dass sein Requisit vorübergehen ein Pinsel ist.
Aus allgemeinem Lautgelalle entstehen Worte, Texte, Spielvorschläge. Die im Stücktitel beschworenen „Kleinen Welten“ entwickeln sich auf der Bühne mit leichter Hand aus den wenigen farbeigenen Accessoires. Ein Flug ins All mit schwerelosen Figuren. Zu einem Haus mit Baum davor fügen sich die Figuren und adaptieren plötzlich ein neben der Bühne auf einer Staffelei lehnendes Kandinsky-Bild. Darein fügt der Meister bunte Pappstücke, deren Bilddramaturgie sich dann wiederum die bunten Spieler miteinander fügen müssen.
Stephanie Grau hat mit ihrer Regie die vier Akteure wild durcheinandergequirlt und treibt sie im Wechselspiel der Farben kräftig an. Schnell zieht einen das bunte Gewimmel und Fantasieren in seinen Bann. Die Kinder ab 4 Jahre im Zuschauerraum genossen das „durch die Bildwelten von W. Kandinsky inspirierte“ Spiel ganz offensichtlich. Ein anregender Ausflug in Bildkomposition – ganz fern staubtrockener Bilderklärungen.
Text: Oliver Törner
Foto: Joachim Hiltmann
Nächste Aufführung im Fundus Theater (www.fundus-theater.de): Sonntag, 10. Juni, 16 Uhr.
Ein magisches Stück. Mann entdeckt eine Freude und Neugier an der Sinneswahrnehmung, die man als Erwachsener glaubt verloren zu haben.