Text: Christian Hanke | Foto: Oliver Fantitsch
So könnte es sich tausendfach abgespielt haben, während des vergangenen Jahres in Deutschland: Die Honoratioren einer kleinen Gemeinde irgendwo in diesem Land begrüßen mit gutgemeinten Ratschlägen und Blasmusik Flüchtlinge. Verzeihung: Geflüchtete, wie die Studentin in Franz Wittenbrinks neuester Revue „Willkommen“ die Moderatorin verbessert – und damit gleich die erste Dissonanz setzt. Das „Private Flüchtlings-Organisationskomitee“ ist angetreten, um die Neuankömmlinge aus verschiedenen Ländern und Kulturen zu begrüßen. So beginnt „Willkommen – Ein deutscher Abend“ im St. Pauli Theater.
Was folgt, ist eine Aneinanderreihung von Klischees. Natürlich wollen die deutschen Gastgeber alles richtig machen, verhalten sich dabei aber linkisch, ungeschickt und schießen übers Ziel hinaus. Sie sprechen zu schnell, muten den Neuankömmlingen zu viele Fachausdrücke zu und wollen deutsche Leitkultur mit fragwürdigen Quizfragen, Volksmusik, einer Wagner-Oper und plattem Humor vermitteln. Auch wenn der Ernst der Lage in Gestalt eines Deutschtürken zwischen den Kulturen, eines Schlepperbosses mit Leibwächter oder einer von Macho-Geflüchteten enttäuschten Polizistin ins Spiel gebracht wird, bleiben die Texte oberflächlich. So unterhält diese Revue nur mäßig und macht auch nicht betroffen. Auch der langsame Zusammenbruch des hoffnungsfrohen Empfangskomittees, man ahnte ihn gleich, insbesondere der alkoholbedingte Absturz der Moderatorin berühren und amüsieren nicht. Auch mit größtenteils sehr guten Schauspielern, vor allem Anne Weber, Stephan Schad und Victoria Fleer, bleibt diese Revue fad. Zu klischeehaft, oberflächlich sind die meisten Texte. Bleibt zu hoffen, dass den wirklichen Empfangskomitees ein größerer Erfolg beschieden war und noch beschieden sein wird.
Aufführungen bis 27. Oktober im St. Pauli Theater