Text: Christian Hanke | Foto: Oliver Fantitsch
Albert Wegelin ist ein freundlicher, lieber Mensch, der an das Gute glaubt. Darum hat er es nicht leicht im Leben, wie der Schweizer Autor Lukas Linder (Jahrgang 1984) in seinem Stück „Der Mann in der Badewanne oder Wie man ein Held wird“ mit brutaler Konsequenz verdeutlicht. Im Theater Kontraste erlebte das 2012 uraufgeführte Stück jetzt seine Deutschlandpremiere.
Wegelin verliert erst sein Büro an einen Kollegen mit „Verkaufserfolgen“ und dann seinen Job. Das findet er vollkommen in Ordnung. Es geschieht ja zum Wohl der Firma, die er so schätzt. Seine Freundin will sich von ihm trennen. Auch dafür hat er Verständnis. Und er hat keine Lust mehr, etwas zu essen. Daraus konstruieren Freundin und egozentrische Mutter einen Hungerstreik. Sie wünschen sich mehr Mumm und Widerstand von ihrem Liebling. Weil Wegelin nun mal ein umgänglicher Mensch ist, tut er den beiden ihn bedrängenden Frauen den Gefallen und hungert, um seinen Job zurückzubekommen. Künftig verbringt er seine Tage in der Badewanne und wird immer schwächer. Und berühmt, zum Helden stilisiert. Presse, Politik und seine ehemalige Firma interessieren sich für ihn. Doch sein einstiger Firmenchef, Herr Schinder (!), schickt ihn wieder nach Hause. Am Ende wollen ihn Politiker und die lieben bösen Verwandten in die Gemeinschaft zurückholen, fordern ihn zum Essen auf. Aber jetzt bleibt Wegelin stur, zeigt Willensstärke und hungert weiter.
Linders Stück beeindruckt durch trockenen Wortwitz. Nur der Schluss ist etwas banal. Philipp Weggler als Albert Wegelin, Herbert Schöberl in verschiedenen Rollen und insbesondere Sandra Maria Schöner als Wegelins despotisch-fordernde Mutter glänzen in Ayla Yeginers stimmiger Inszenierung mit multifunktionalem Badewannenmöbel.
Aufführungen bis Ende November, Theater Kontraste in der Komödie Winterhuder Fährhaus
Karten 25/18 Euro, Tel. 040/48 06 80 80