Apropos ... / Kolumne

Wir schneidern uns einen Intendanten

Text: Meta Vorig

Wer Sommers gerne innerhalb Deutschlands verreist, besucht möglicherweise eine der zahlreichen Freiluftbühnen. Zum Beispiel die Baden-Württembergischen Burgfestspiele Jagsthausen. Traditionell wird dort jedes Jahr Goethes „Götz von Berlichingen“ in schöner Burgkulisse der Götzenburg gegeben.

Ab dieser Saison waltet dort ein neuer Intendant, und zur großen Freude der Gemeinde gibt es auf einen Schlag jede Menge neue Stücke. Der Spielplan ist umfangreicher denn je und platzt aus allen Nähten. Nur Besucher aus Hamburg denken vielleicht an Ringelnatz und wähnen sich wie dessen Ameisen in Altona, wo diesen, auf ihrer Reise von Hamburg nach Australien, bereits die Beine weh taten und sie deshalb weise verzichteten auf den letzten Teil der Reise.

Denn Feriengästen aus Hamburg kommen „Die Feuerzangenbowle“, „Hello, I’m Johnny Cash“ und „Der Ghetto Swinger“ irgendwie bekannt vor. Klar, es sind Inszenierungen, die bereits alle am Altonaer Theater liefen. Und schon ahnt man es: Der neue Intendant in Jagsthausen heißt Axel Schneider.

Da überlegt der Hamburger Theatergänger, ob dieser Mann mehrere Klone hat? Immerhin ist er in Hamburg bereits Intendant von vier Häusern und hat seine Finger tonangebend bei den Privattheatertagen im Spiel.

Aber vielleicht, so überlegt der Hamburger Theatergänger, fehlt einem ja auch nur die genaue Definition von „Intendant“. Das Internet informiert geschwind: „Intendant kommt aus dem Französischen und heißt ,Aufseher‘ oder ,Verwalter‘.“ Ach so. Das erklärt auch Jagsthausen. Hier werden bestehende Inszenierungen hin verwaltet und unter Aufsicht erneut präsentiert. Wunderbar. Danke Internet.

Apropos Ameisen … im September können wir hier im Altonaer Theater die Premiere der „Päpstin“ erleben. Da wundern sich dann vermutlich nur unsere Hamburg-Gäste aus Jagsthausen, denn die kennen diese Inszenierung bereits aus ihrer Heimat. Jene wird dann hier unter Aufsicht neu verwaltet.

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