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16. Hamburger Kindertheater Treffen

Eine buchstäbliche Bilanz
KindertheaterTreffen

Bunt wie das Kindertheater Treffen ist auch die Wand im Fundus Theater

Text & Foto: Tilla Lingenberg

„Auf die Plätze…“, das 16. Hamburger Kindertheater Treffen ist nach einer Woche vorbei, und es war richtig viel los. Zeit, Bilanz zu ziehen, und wenn man dies buchstäblich tut, war es: bunt, individuell, lustig, aufregend, neu und zauberhaft.

Nüchterner könnte man die buchstäbliche Bilanz so formulieren:
B wie Besucherzahlen. Knapp über 900 Menschen haben sich die 13 verschiedenen Stücke auf den drei Spielstätten des Fundus Theaters angesehen. Das sind 73% Auslastung und ist damit die beste Bilanz seit Bestehen des Hamburger Kindertheater Festivals. Beeindruckend.

I wie Intention. Die Entscheidung, das Kindertheater Treffen aus dem jährlichen „KinderKinder-Festival“ im Herbst herauszulösen und sich damit im Februar, kurz vor den sogenannten Hamburger Skiferien, selbständig zu machen, hat sich als gut und erfolgreich erwiesen. Ideal.

L wie Leitungsteam. Katrin Lowitz vom Verband Kitsz e.V. (Freie Hamburger Kinder­thea­ter­szene) und Gabriele Parnow-Kloth vom Ahap e.V. (Arbeits­kreis Hamburger Puppen- und Figu­ren­theater) bewältigten als Leitungsteam mit den Mitgliedern ihrer Verbände eine beachtliche Organisationsleistung. Mit fünf Puppentheater- und sechs Schauspielaufführungen in sieben Tagen war das Kindertheater Treffen 2014 so umfangreich wie noch nie bisher. Legendär.

A wie Atmosphäre. Die Stimmung vor und nach den Aufführungen war aufgeregt, erwartungsvoll und fröhlich. Mit der Entscheidung für den neuen Namen „Kindertheater Treffen“ beabsichtigten die Veranstalter sowohl das Treffen der Künstler auf ihre Zuschauer als auch ein Treffen unter den Künstlern. Viele der Spieler/innen mischten sich unter das Publikum und sahen sich die Produktionen ihrer Kollegen an. Das bewirkte eine ganz spezielle Spannung, denn vor Kollegen zu spielen, hatte für viele einen zusätzlichen Reiz, wovon alle profitierten. Anregend.

N wie neues Design. Sowohl Plakat und Flyer als auch Internetauftritt, von der Hamburger Illus­tra­torin Kerstin Meyer gestaltet, sind neu. Damit wurde auch optisch der Neubeginn präsentiert und erzeugte eine frische Aufmerksamkeit auf das  Treffen. Nützlich.

Z wie Zahlen. Unterstützt wurde das Hamburger Kindertheater Treffen zu 50% von der Kulturbehörde, weitere 50% kamen über die sogenannte Kulturtaxe, also ebenso von der Stadt. Das waren ganz nette Sümmchen, aber eben nur Sümmchen. 2014 wurde davon allein über die Hälfte für Werbung (inklusive neuem Design) ausgegeben. Die Kooperation mit dem Fundus Theater war erneut sehr gelungen, aber dort sind die Verbände als Veranstalter des Kindertheater Treffens trotzdem zahlende Gäste, denn auch das Fundus Theater muss rechnen. Aber die Mitarbeiter der Kulturbehörde sind sehr rührig, verfolgen die Szene interessiert und haben die Mittel für zukünftige Kindertheater Treffen fest im Etat eingeplant. Zuverlässig.

Aufgrund der Ablösung vom „KinderKinder-Festival“ hatten die Gruppen quasi von Herbst 2012 bis Februar 2014 Zeit, neue Produktionen herauszubringen, weshalb es dieses Jahr so viele Stücke gab wie noch nie, und weshalb jede Gruppe auch nur eine Vorstellung spielte.

Es war ein sehr Buchgeschichten-lastiger Jahrgang. Nur zwei Produktionen waren Eigenentwicklungen: „www und all das“ vom Fundus Theater und „Bitte nicht stören!“ vom Theater Trieb­werk. Sechs Stücke entstanden nach zeitgenössischen Kinderbüchern und vier Stücke nach Klassikern: „Mit Alice ins Wunderland“ von kirsch­kern & COMPES, „Der kleine Häwelmann“ von Bueh­ne­Bumm, „Don Quijote“ vom Theater Fata Morgana und „Die Kinder und der Grummelpott“ vom Mapili Theater. Keine Gruppe spielte ein speziell für das Kindertheater geschriebenes Theaterstück.

Außerdem kann festgestellt werden, dass Stücke für Kinder ab drei bis fünf Jahren dominierten und, wie so oft im heutigen Kindertheater, Kinder ab zehn Jahren, also Mädchen und Jungen zwischen Kindheit und Jugend, komplett leer ausgingen. Das ist schade und wird, wenn man sich die neuen von der Kulturbehörde geförderten Projekte ansieht, nächstes Jahr leider nicht anders werden.

In drei der Produktionen gab es Live-Musik, doch die Art, wie sie genutzt wurde, war sehr unterschiedlich. Klassisch als Erzähler musizierte und spielte Manuel Virnich in „Die Kinder und der Grummelpott“ ebenso wie die zwei Darstellerinnen in „Gans der Bär“, wenn sie zusammen mit dem erzählenden Musiker ein Lied anstimmten. Altbekannt ist inzwischen, dass bei Produktionen des Theaters Triebwerk das Instrument (hier Uwe Schades Cello) ein elementares Requisit darstellt. Speziell ist in „Elmar, der bunte Elefant“ des Theaters Mär, wie sich Anne Wiemann von der unterstützend diverse Saxophone und Flöten spielenden Musikerin nach und nach zur gleichberechtigten Darstellerin neben ihren Schauspielkollegen Peter Markhoff spielt.

Aufgrund der engen Taktung der Vorstellungen am Wochenende verzichteten die Leiterinnen dieses Jahr auf die sonst üblichen Publikumsgespräche nach den Vorstellungen. Dafür gab es die gern genutzte Möglichkeit, nach der Aufführung auf Post-it-Zetteln erste Eindrücke zu hinterlassen.

Zurück zur buchstäblichen Bilanz: 2014 war beachtlich besucht, im nächsten Jahr wieder, leider vergangen, aus und vorbei, nett gewesen und zu Ende.

Doch für die Kindertheatermacher/innen heißt es bereits heute: „Auf die Plätze…“ für das nächste Treffen 2015.

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