Highlight / Interview / Schauspiel

49 ½ Shades

St. Pauli Theater
49,5 Shades

Sado-Maso-Musi­cal mit tanzen­den Riesen-Pimmeln 

Text: Dagmar Ellen Fischer / Abbildung: St. Pauli Theater

Über 70 Millio­nen Mal ging „50 Shades of Grey“ welt­weit über den Laden­tisch, die Taschen­buch­aus­gabe der Erotik-Trilo­gie verkaufte sich schnel­ler als Harry-Potter-Bände! Und während die Kriti­ker das Buch ausnahms­los in die Tonne traten, fand es allein in Deutsch­land knapp 6 Millio­nen Käufer. Nun kommt die Sado-Maso-Liebes­ge­schichte zwischen Lite­ra­tur­stu­den­tin Ana und dem Milli­ar­där Chris­tian als Parodie für Zuschauer ab 17 Jahren auf die Bühne, in Regie von Ex-Miss­fit Gerburg Jahnke, deren „Heiße Zeiten“ für einen Bühnen-Best­sel­ler am St. Pauli Thea­ter sorg­ten. Mit „49 ½ Shades“ kreierte sie ein neues Genre: das Porni­cal, eine Mischung aus Musi­cal und unan­stän­di­ger Komödie.

GODOT: Muss man das 600-Seiten-Buch gele­sen haben?
Gerburg Jahnke: Nein, ich kenne kaum Frauen, die alle drei Bände gele­sen haben. Die meis­ten kommen, weil sie davon gehört haben. Aber wer es kennt, hat einen klei­nen Extra-Spaß …
GODOT: Woher kommt der Hype um das Thema?
Gerburg Jahnke: Als porno­gra­fi­sche Autorin finde ich E. L. James nicht beson­ders gut, aber die Diskus­sion um den lite­ra­ri­schen Wert ist ohne­hin müßig. Der Erfolg hat zwei Gründe: Erstens gibt es kaum Porno­gra­fie für Frauen, die Masse an Büchern und Filmen rich­tet sich an männ­li­ches Lust­emp­fin­den, das etwas schlich­ter struk­tu­riert ist; und zwei­tens bedient es den Traum von der wahren Liebe mit dem Märchen­prin­zen – nur dass der Prinz hier noch ein verdammt guter Lieb­ha­ber ist, aller­dings mit beson­de­ren sexu­el­len Vorlieben.
GODOT: Kolli­diert eine solche Story nicht mit Ihrer Frauen-Power, für die Sie bekannt sind?
Gerburg Jahnke: Wir sind durch die Eman­zi­pa­tion gezwun­gen, sehr aktiv zu sein, auch im Bett. Frau­en­zeit­schrif­ten schrei­ben, was wir alles vorher erle­di­gen und wo wir uns über­all rasie­ren müssen, bevor wir über­haupt Sex haben dürfen – die Latte hängt sehr hoch! Wenn Femi­nis­mus bedeu­tet, dass ich immer oben liegen und den Sex unter Kontrolle haben muss, dann finde ich Femi­nis­mus echt anstren­gend. Da ist die Vorstel­lung, dass ein Mann komplett die Verant­wor­tung über­nimmt und es ausschließ­lich um den Lust­ge­winn der Frau geht, sehr verführerisch.
GODOT: Wie dras­tisch geht es in Ihrer Fassung auf der Bühne zur Sache?
Gerburg Jahnke: Ich hab’ lange über­legt, wo wir die unan­stän­di­gen Sachen hinste­cken, und habe entschie­den: Die Tänzer machen es als Schat­ten­spiel, aber nicht realis­tisch, sondern als Karikatur.
GODOT: Wurde zur Vorbe­rei­tung Recher­che in Sexshops oder am eige­nen Körper betrieben?
Gerburg Jahnke: Bei uns gibt es eine Rahmen­hand­lung: Drei biedere Buch­club­da­men wagen sich an „Shades of Grey“, und während sie lesen, werden die Figu­ren des Buches leben­dig. Das regt die drei dazu an, selbst Neues auszu­pro­bie­ren. Zum Beispiel Liebes­ku­geln. Also kauf­ten wir Liebes­ku­geln und die drei Damen impro­vi­sier­ten mit diesem Origi­nal­ge­fühl – das ist im Stück eine sehr schöne Szene geworden …
GODOT: Gibt es weitere Fanta­sien zur Handlung?
Gerburg Jahnke: Einen Panda­bä­ren haben wir dazu­er­fun­den als Symbol für sexu­elle Passi­vi­tät. Der kommt rein, legt sich auf die Couch, pupst und fängt an zu schnar­chen. Die Zuschaue­rin­nen wissen sofort: Das ist der Mann, den ich zu Hause auf dem Sofa habe, will ich den wirk­lich noch?
GODOT: Über was genau machen Sie sich lustig?
Gerburg Jahnke: In der Parodie haben wir das Rollen­mo­dell umge­dreht, unsere Ana ist ein Quar­ter­back, ihr Lieb­ha­ber dage­gen ein schmäch­ti­ges, klei­nes Männ­chen. Wenn sie loslegt, muss er sich in Sicher­heit brin­gen. Das erzeugt eine Menge Komik.
GODOT: Und der Höhe­punkt des Stücks?
Gerburg Jahnke: Viel­leicht das Penis­bal­lett. Wir lassen drei Riesen­pim­mel über die Bühne tanzen, die cheer­lea­der­mä­ßig mit ihren Eiern lustige Dinge tun.

Auffüh­run­gen: 5.–8 Juni., jeweils 20 Uhr (Vorauf­füh­run­gen). Ab 10. Juni, jeweils 20 Uhr, St. Pauli Theater

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