Text: Dagmar Ellen Fischer | Foto: Holger Badekow
Bravorufe in allen Tonlagen am Sonntagabend in der Staatsoper! Unhanseatisch laut bejubelte das Hamburger Publikum John Neumeier und seine Company zur Eröffnung der 39. Hamburger Ballett-Tage. Die verlängern sich im Jubiläumsjahr auf drei Wochen und bieten eine Rückschau auf das vielfältige Schaffen des Star-Choreografen: Seit 40 Jahren leitet John Neumeier sein HAMBURG BALLETT – und ist damit der dienstälteste Ballettdirektor weltweit.
Den Anfang machten die „Shakespeare Dances“: Keine neue Kreation, sondern drei Ballette an einem Abend, allerdings „eingedampft“, wie Neumeier es selbst nennt. Die Essenz von „Wie es euch gefällt“ aus dem Jahr 1985, die Kernszenen aus „Hamlet“ (Premiere der Hamburger Fassung 1997) sowie eine komprimierte Fassung von „Vivaldi oder Was ihr wollt“, das 1996 uraufgeführt wurde, emulgieren zu einem fantastischen Kaleidoskop. Aus altenglischen Theaterstücken wird berührendes Ballett – wenn John Neumeier die Shakespeare-Schauspiele gestaltend in die Hand nimmt. Verständlich für jeden ist das, niemand muss Shakespeare-Kenner sein – die Gefühle der Figuren vermitteln sich leichtfüßig. Zusätzlich gibt es einen tanzenden roten Faden: Der Erste Solist Carsten Jung leitet souverän von einer Szene zur nächsten, mal mit Worten, meist mit Körpersprache. Im ersten Teil lebt zu Mozarts Musik die spielerisch-erotische Atmosphäre des 18. Jahrhunderts auf; danach folgt das Dänen-Drama mit einem überragenden Edwin Revazov als Hamlet; der Abend endet zu Musik von Vivaldi erneut mit einem Liebesreigen, der sich erst nach und nach entwirrt.
Wie aufs Stichwort sprangen die Zuschauer in der ausverkauften Oper nach dreieinhalb Stunden geschlossen auf und bedankten sich mit 15 Minuten Standing Ovations bei ihrem Hamburger Choreografen und seinem Ensemble.
39. Hamburger Ballett-Tage bis 30.6., Staatsoper, Programm unter www.hamburgballett.de