Text: Dagmar Ellen Fischer / Foto: Margaux Weiß (oben), Christopher Weymann (unten)
Eine spontane Ketchup- und Sojasaucen-Schlacht trifft garantiert den Geschmack vieler Kinder! Genau darin kann das brandneue Spiel „Playing Up“ gipfeln, sofern man den Anleitungen folgt. Es könnte aber auch eine „Was-passiert-dann-Maschine“ gebaut oder eine neue Sportart erfunden werden, je nachdem, was sich beim Würfeln ergibt. Auf großformatigen Spielkarten finden Abenteuerlustige dann sowohl Infos über bekannte Performance-Künstler als auch Aufgabenstellungen. Beispiel: „Kauft möglichst viele Packungen Margarine und macht eine Skulptur daraus. (…) Vielleicht pappt ihr sie einfach in die Zimmerecke? (…) Mal schauen, was passiert, so nach ein oder zwei Jahren.“ Unschwer zu erkennen, dass hier Joseph Beuys Pate zur Idee stand. Und so wandeln die Spieler einerseits auf den Spuren wegweisender Künstler-Vorbilder, sind aber vor allem aufgefordert, selbst zum Performer zu werden. Bevor sich jedoch in privaten Wohnungen flächendeckend Fettecken à la Beuys bilden, kann man in der Theaternacht am kommenden Wochenende auch als Zuschauer erleben, wie andere Ketchup verteilen, sich verkleiden oder Fußball mit verbundenen Augen spielen: Die erste „Play-In“-Performance startet am Samstag um 16 Uhr!
Doch damit nicht genug der Innovationen: Es gibt erstmals ein hauseigenes Magazin, eine neue Website, eine andere Rechtsform – nun als gemeinnützige GmbH organisiert – und ein frisches Programm für die kommende Saison, in der das Forschungstheater einen noch größeren Raum einnimmt. Das kam vor Jahren mit Dr. Sibylle Peters ans Haus, die theateraffine Wissenschaftlerin setzte damit regelmäßig neue Impulse für junge Zielgruppen. Sie war es auch, die im vergangenen Jahr das (inter-)aktive Spiel entwickelte, im Auftrag der renommierten Tate Gallery of Modern Art in London zunächst in englischer Sprache. Performancekunst für Kinder und Jugendliche habe gefehlt, befand die Hamburgerin, und seit kurzem ist „Playing Up“ nun auch mit deutschen Texten hierzulande spielbar.
Neu ist auch eine Kooperation mit den „Kiezhelden“ vom FC St. Pauli. Unter dem Motto „Theater muss wie Fußball sein“ wird der Ballsport mit Performance zusammen gebracht – das Ergebnis ist im Laufe der Spielzeit zu sehen. Beim Projekt „There’s no Business like Showbusiness“ steht zwei Schulklassen jeweils das reale Budget von 3.000 Euro zu Verfügung; damit sollen die Kinder eine Theateraufführung planen und konkret auf die Bühne stellen – sie übernehmen die Rolle eines Theaterleiters und können entscheiden, wofür das Geld ausgegeben werden soll.
Die erste Premiere der Spielzeit holt „Das Blaue vom Himmel“ auf die Bühne des Fundus Theaters (24.9., 16 Uhr): Zuschauer ab acht Jahren erleben besondere Spielarten, wobei jedes Fantasie-Gesellschaftsspiel ein Land repräsentiert, und natürlich kommt es während der Aufführung zwischen den (Puppen-)Bewohnern der einzelnen Länder zu Konflikten mit anderen (Spiel-)Figuren. „Die Welt steht FPOK“ für Kinder zwischen drei und sechs Jahren, wenn Teresa Hoffmann und Marc Carrera erstmals Tanz- und Musiktheater für Vorschulkinder zeigen.
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums am jetzigen Standort in Eilbek hat sich das Fundus Theater quasi neu erfunden: Das Team – zu dessen künstlerischer Leitung nun auch Sibylle Peters gehört – gibt seinem jungen Publikum einen größeren Vertrauensvorschuss denn je und ermuntert es, das Theater von heute (und morgen) spielerisch mitzugestalten.
Theaternacht für Kinder und Jugendliche: 9.9., 16-20 Uhr, Fundus Theater, Hasselbrookstr. 25,
5-Euro-Familienticket für einen Erwachsenen und vier Kinder