Schülerkritik

Der Hamburger Kodex (Fundus Theater)

Fundus Theater

„Hat der Fisch nicht auch ein Recht auf sein Leben?“ – Gespannt warten alle Zuschauer auf das Urteil der Richterin, aber genervt wendet sie ihren Blick wider zu den Klägern Möwe und Fischer. Vor Gericht wird die Frage diskutiert, wer Anrecht auf den Fisch hat. Als sich die Kinderschauspielerin mit der kunterbunten Fischmaske zu Wort melden will, um ihr eigenes Leben zu verteidigen, wird sie abgewürgt, denn diese hat kein Mitspracherecht.

Solche und andere Gedanken, wie: „Darf man lügen?“, „Wieso darf man nicht die ganze Nacht am Handy spielen?“ oder „Sollte man Petzen?“, werden in dem Theaterstück „Der Hamburger Kodex“ der Regisseurin Julia Hart diskutiert. Dabei begibt sich der Zuschauer gemeinsam mit den sechs Schauspielern auf eine Reise durch ein Klassenzimmer, das „Live Labor“ und einen Gerichtssaal.

Der Zuschauer nimmt vermeintlich aktiv am Theaterstück teil, indem er an u-förmig sortierten Tischen um das Geschehen herum sitzt. Ob bei der Abstimmung über den Hamburger Kodex, der wärend des Theaterstückes erstellt wurde, oder bei Abstimmungen mit dem Klatschomat scheint er den Verlauf des Stücks mit leiten zu können, aber vielleicht erscheint das dem Zuschauer auch nur so. Nach 90 Minuten steht der Hamburger Kodex und das Publikum soll über ihn abstimmen.

Dieses vermutet das Ende des Stücks, weshalb der Überraschungsmoment umso größer ist: Bei rot flackerndem Licht und dröhnender Musik erscheint Florian Weigel. Er und die Expertenkommission, die zu einer Gruppe von Zombies mutiert, stellen den ganzen Hamburger Kodex in Frage.

Florian Weigel entwickelt zu jedem der aufgeführten Punkte, aus denen der Hamburger Kodex besteht, ein Dilemma, das zeigt, dass es in bestimmten Situationen keine universelle Lösung  gibt.

Die theatrale Versammlung ist für Kinder ab 10 Jahren und aufwärts empfohlen worden. Durch die unterschiedlichen Altersgruppen der Schauspieler, die verschiedenen Ansichten der Personen und die vielseitigen, aber dennoch zusammenhängenden Themen ist das Theaterstück für Klein und Groß ansprechend.

Die verhältnismäßig schwerwiegenden, kontroversen Themen des Stückes wurden von Julia Hart und den Schauspielen leicht verpackt und mit Humor verziert.

Das Schauspiel regt nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Mitdenken an. Wer sich eine Vorstellung von dem Stück „Der Hamburger Kodex“ anschaut, wird nicht nur unterhalten oder belustigt. Dem Zuschauer wird die Möglichkeit geboten, wirklich etwas für das weiteres Leben mitzunehmen und zu lernen.

Hannah Rahlwes
Ida Ehre Schule, 12. Klasse

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