Highlight / Kinder & Jugend / Kritik / Spurensuche 2014

Die Daniel Schneider Show

Theater Mummpitz im Fundus Theater
Die Daniel Schneider Show

Daniel (Michael Schramm) im Kampf gegen die Trauer

Text: Sören Ingwersen | Foto: Margaux Weiß

Wenn Fami­lie Schnei­der zu den Musik­in­stru­men­ten greift und die Wohn­zim­mer­show beginnt, kommt Stim­mung auf. Nur die Begrü­ßung des Show-Erfin­ders Daniel irri­tiert ein wenig: „Hormone, Fußball und ein biss­chen Krieg in Afgha­ni­stan“. Krieg? Da hört der Spaß doch eigent­lich auf. Das findet Daniel auch, denn sein Bruder ist in Afgha­ni­stan gestorben.

Mit ihrem Jungend­thea­ter­stück „Die Daniel Schnei­der Show“, das im Rahmen des Festi­vals „Spuren­su­che“ im Fundus Thea­ter gezeigt wird, hat sich das Thea­ter Mummpitz aus Nürn­berg einen schwie­ri­gen Stoff gewählt: die Trau­er­ar­beit eines Zwölf­jäh­ri­gen, mit großem Einfüh­lungs­ver­mö­gen darge­stellt von dem 40 Jahre älte­ren Schau­spie­ler Michael Schramm.

Auf der Bühne: ein Bett, ein Kühl­schrank und ein buntes Sammel­su­rium von Requi­si­ten, die zum Teil – säuber­lich beschrif­tet – an Fäden von der Decke herab­hän­gen: Protest­pla­kat, Trikot, Daunen etc. Letz­tere rieseln als Schnee auf Daniel herab, der seit dem Tod seines Bruders stän­dig friert, weshalb er auch im Schul­un­ter­richt seine Jacke anbe­hält und damit die Lehrer zur Weiß­glut bringt. Wie der Lehr­kör­per versu­chen auch Dani­els Eltern (Sabine Zieser und Michael Bang) als Kari­ka­tu­ren ihrer selbst die lästige Verant­wor­tung abzu­schie­ben: „Gesprächs­the­ra­peut“ Dr. Jensen soll Daniel aus dem Kühl­schrank hervor­lo­cken, in den er sich verkro­chen hat. Helfen kann der selbst­ver­liebte Küchen­psy­cho­loge dem Jungen nicht.

Erst als ein Karton mit der Hinter­las­sen­schaft seines Bruders Stefan eintrifft, weiß Daniel, was zu tun ist. In einem niemals abge­sand­ten Brief spricht Stefan die Bitte aus, ihm für einen befreun­de­ten afgha­ni­schen Jungen ein Fußball­tri­kot aus Deutsch­land zu schi­cken. Allein macht Daniel sich auf den weiten, aben­teu­er­li­chen Weg nach Masar-e Scha­rif, um den letz­ten Wunsch seines Bruders zu erfüllen.

Unter der Regie von Alex Byrne hat das vier­köp­fige Darstel­ler­en­sem­ble mit der „Daniel Schnei­der Show“ ein Stück entwi­ckelt, das dem Zuschauer – ohne in falsche Gefüh­lich­keit abzu­glei­ten – Einbli­cke in eine verletzte Kinder­seele gibt. In der Rolle des Daniel fungiert Micheal Schramm zugleich als Erzäh­ler, während die ande­ren drei Darstel­ler in wech­seln­den Rollen vor allem ihr komi­sches, aber auch musi­ka­li­sches Talent bewei­sen. Am Ziel seiner Reise findet Daniel nicht nur den Geist seines Bruders (Thomas Stang), sondern auch einen Weg, mit seiner Trauer umzugehen.

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