Viele Bühnen lassen ihre Vorhänge in den Sommermonaten geschlossen. Viele Theatermacher treibt es nach draußen: auf Plätze und in Parks, an Fleetränder und auf Kirchhöfe, durch Straßenzüge und an Hafenbecken entlang. Unsere fünfzehnte Ankündigung widmet sich dem Stadtführungs-Entertainment mit Sven Amtsberg, Gunter Gerlach und Johanna Wack.
Die Wahrheit übers ABC-Viertel
Stadtführungs-Entertainment mit Gunter Gerlach und Sven Amtsberg
24. Juli 2014, 20 Uhr, Gänsemarkt
„Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir das ABC-Viertel aufsuchen würden, denn im Grunde wäre ohne dieses Viertel die gesamte Veranstaltungsreihe gar nicht denkbar. Denn hier wurde die Sprache erfunden. Ein gewisser Anton Bertram Coller war es, dessen Eltern als Erfinder der Schnalzsprache der Gomeros gelten. Diese kamen Anfang des 19. Jahrhunderts nach Hamburg, in der Hoffnung es hier mit der Schnalzsprache zu einigem Reichtum zu bringen.
Die Kommunikation beschränkte sich auf einige, wenige Fingerzeige. Ansonsten war der Hamburger stumm – noch stummer als heute. Coller entwickelte die Schnalzsprache seiner Eltern weiter. Oft stand er am Jungfernstieg und ahmte nicht nur die Möwen nach, sondern sagte Dinge wie „Moin Moin“ oder „Hummel, hummel“. Die Leute waren begeistert, und nach und nach kamen immer mehr, um Coller sprechen zu sehen.
Immer kreativer wurde Coller im Erfinden neuer Wörter. Auf Zuruf. Die Leute zeigten etwa auf die bis dahin namenlose Alster, und Coller formte das Wort Alster. Andere Wörter wie Möwe, Kuddelmuddel, Nusch entstanden. Jeden Tag war er da, und die Leute gaben ihm Geld für jedes Wort. Sie brachten Frauen und Kinder mit, und ABC, wie er da schon hieß, gab ihnen ein Wort: Kevin, Sabine, Ohjemine.
ABC wurde sehr reich, kaufte sich lange Häuser in der heutigen ABC-Straße, zeugte Kinder, denen er ausgefallene Namen gab und die sein Werk weiterführten. Noch heute entstehen sämtliche Wörter der Welt hier im ABC-Viertel. Denn noch immer werden unzählige Wörter gebraucht. Und auch wir wollen heute im Gedenken an ABC ein neues Wort erfinden. Gemeinsam. Unser Wort. Eins, das nur uns gehört.“
Unkostenbeitrag: 5 Euro. Kein Vorverkauf.
Tickets am Abend der Veranstaltung direkt vor Ort.
Die Wahrheit übers Karo-Viertel
Stadtführungs-Entertainment mit Johanna Wack und Sven Amtsberg
21. August 2014, 20 Uhr, Fernsehturm
„Das Karoviertel hieß lange Tarot-Viertel, da hier hauptsächlich Hexen und Wahrsagerinnen ansässig waren, die den Menschen mittels Tarot-Karten, aber auch mit Kristallkugeln und schwarzen Katzen die Zukunft vorhersagten. Meist bei einem kleinen Bierchen und einem Schnäpschen. Die Wahrsagerinnen tranken stets mit, und je später der Abend wurde, um so rosiger schien die Zukunft. Kein Wunder also, dass hier ein reger Andrang herrschte und selbst Spitzenpolitiker wurden hier gesichtet. Oft waren es erst diese Vorhersagen, die sie überhaupt in die Politik gehen ließen.
Doch mit dem Tarot-Erlass von 1964 war mit dem Treiben Schluss. Hexen und Wahrsagerinnen wurden aus der Stadt vertrieben und zogen nach Berlin, wo sie für die erste „WOGH – Wave Of German Hipsters“ verantwortlich waren. Doch das ist eine ganz andere Geschichte.
Das Tarot-Viertel stand leer und lag brach da. Blanco-Viertel nannten es die Leute scherzhaft, weil der Senat lange über eine Neunutzung des Viertels nachdachte. Anfangs schienen Friseure ideal. Doch das Figaro-Viertel, wo man sich nachts betrunken in Kneipen die Haare schneiden lassen konnte, fand nur wenig Anklang. Ähnlich erging es dem Pharao-Viertel und auch dem Kilimandscharo-Viertel – und das obwohl der künstliche Berg die Stadt Millionen kostete.
Erst mit dem Gammler-Erlass von 1990 zog die Laissez-Fairness hier ein und machte aus dem Viertel jenen Hort der Gelassenheit, der das Karo-Viertel auch heute noch ist. Dabei ist das Konzept so simpel wie erfolgreich: Kaffee und Rock – eine Kombination, die dem Viertel schließlich auch zu seinem Namen verhalf: KaRo.“
Unkostenbeitrag: 5 Euro. Kein Vorverkauf.
Tickets am Abend der Veranstaltung direkt vor Ort.
11.9. Die Wahrheit über Wilhelmsburg
2.10. Die Wahrheit über Eppendorf
Infos: hier
Foto: S. Amtsberg, Peter Vogel und Snichifor