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Die Wahrheit über …

Open-Air-Sommertheater, No. 15, Juli–Oktober 2014
Kaffee und Rock verhalfen dem Stadtviertel zu seinem Namen: KaRo

Die Geschichte des Karo-Vier­tels birgt manche Überraschung

Viele Bühnen lassen ihre Vorhänge in den Sommer­mo­na­ten geschlos­sen. Viele Thea­ter­ma­cher treibt es nach drau­ßen: auf Plätze und in Parks, an Flee­trän­der und auf Kirch­höfe, durch Stra­ßen­züge und an Hafen­be­cken entlang. Unsere fünf­zehnte Ankün­di­gung widmet sich dem Stadt­füh­rungs-Enter­tain­ment mit Sven Amts­berg, Gunter Gerlach und Johanna Wack.

Die Wahr­heit übers ABC-Viertel
Stadt­füh­rungs-Enter­tain­ment mit Gunter Gerlach und Sven Amtsberg
24. Juli 2014, 20 Uhr, Gänsemarkt
„Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir das ABC-Vier­tel aufsu­chen würden, denn im Grunde wäre ohne dieses Vier­tel die gesamte Veran­stal­tungs­reihe gar nicht denk­bar. Denn hier wurde die Spra­che erfun­den. Ein gewis­ser Anton Bert­ram Coller war es, dessen Eltern als Erfin­der der Schnalz­spra­che der Gome­ros gelten. Diese kamen Anfang des 19. Jahr­hun­derts nach Hamburg, in der Hoff­nung es hier mit der Schnalz­spra­che zu eini­gem Reich­tum zu bringen.
Die Kommu­ni­ka­tion beschränkte sich auf einige, wenige Finger­zeige. Ansons­ten war der Hambur­ger stumm – noch stum­mer als heute. Coller entwi­ckelte die Schnalz­spra­che seiner Eltern weiter. Oft stand er am Jung­fern­stieg und ahmte nicht nur die Möwen nach, sondern sagte Dinge wie „Moin Moin“ oder „Hummel, hummel“. Die Leute waren begeis­tert, und nach und nach kamen immer mehr, um Coller spre­chen zu sehen.
Immer krea­ti­ver wurde Coller im Erfin­den neuer Wörter. Auf Zuruf. Die Leute zeig­ten etwa auf die bis dahin namen­lose Alster, und Coller formte das Wort Alster. Andere Wörter wie Möwe, Kuddel­mud­del, Nusch entstan­den. Jeden Tag war er da, und die Leute gaben ihm Geld für jedes Wort. Sie brach­ten Frauen und Kinder mit, und ABC, wie er da schon hieß, gab ihnen ein Wort: Kevin, Sabine, Ohjemine.
ABC wurde sehr reich, kaufte sich lange Häuser in der heuti­gen ABC-Straße, zeugte Kinder, denen er ausge­fal­lene Namen gab und die sein Werk weiter­führ­ten. Noch heute entste­hen sämt­li­che Wörter der Welt hier im ABC-Vier­tel. Denn noch immer werden unzäh­lige Wörter gebraucht. Und auch wir wollen heute im Geden­ken an ABC ein neues Wort erfin­den. Gemein­sam. Unser Wort. Eins, das nur uns gehört.“
Unkos­ten­bei­trag: 5 Euro. Kein Vorverkauf.
Tickets am Abend der Veran­stal­tung direkt vor Ort.

Die Wahr­heit übers Karo-Viertel
Stadt­füh­rungs-Enter­tain­ment mit Johanna Wack und Sven Amtsberg
21. August 2014, 20 Uhr, Fernsehturm
„Das Karo­vier­tel hieß lange Tarot-Vier­tel, da hier haupt­säch­lich Hexen und Wahr­sa­ge­rin­nen ansäs­sig waren, die den Menschen mittels Tarot-Karten, aber auch mit Kris­tall­ku­geln und schwar­zen Katzen die Zukunft vorher­sag­ten. Meist bei einem klei­nen Bier­chen und einem Schnäps­chen. Die Wahr­sa­ge­rin­nen tran­ken stets mit, und je später der Abend wurde, um so rosi­ger schien die Zukunft. Kein Wunder also, dass hier ein reger Andrang herrschte und selbst Spit­zen­po­li­ti­ker wurden hier gesich­tet. Oft waren es erst diese Vorher­sa­gen, die sie über­haupt in die Poli­tik gehen ließen. 
Doch mit dem Tarot-Erlass von 1964 war mit dem Trei­ben Schluss. Hexen und Wahr­sa­ge­rin­nen wurden aus der Stadt vertrie­ben und zogen nach Berlin, wo sie für die erste „WOGH – Wave Of German Hipsters“ verant­wort­lich waren. Doch das ist eine ganz andere Geschichte.
Das Tarot-Vier­tel stand leer und lag brach da. Blanco-Vier­tel nann­ten es die Leute scherz­haft, weil der Senat lange über eine Neunut­zung des Vier­tels nach­dachte. Anfangs schie­nen Friseure ideal. Doch das Figaro-Vier­tel, wo man sich nachts betrun­ken in Knei­pen die Haare schnei­den lassen konnte, fand nur wenig Anklang. Ähnlich erging es dem Pharao-Vier­tel und auch dem Kili­man­dscharo-Vier­tel – und das obwohl der künst­li­che Berg die Stadt Millio­nen kostete.
Erst mit dem Gamm­ler-Erlass von 1990 zog die Lais­sez-Fair­ness hier ein und machte aus dem Vier­tel jenen Hort der Gelas­sen­heit, der das Karo-Vier­tel auch heute noch ist. Dabei ist das Konzept so simpel wie erfolg­reich: Kaffee und Rock – eine Kombi­na­tion, die dem Vier­tel schließ­lich auch zu seinem Namen verhalf: KaRo.“
Unkos­ten­bei­trag: 5 Euro. Kein Vorverkauf.
Tickets am Abend der Veran­stal­tung direkt vor Ort.

11.9. Die Wahr­heit über Wilhelmsburg

2.10. Die Wahr­heit über Eppendorf

Infos: hier

Foto: S. Amts­berg, Peter Vogel und Snichifor

 

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