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Ein Krimi nicht von Pappe

"Scherz beiseite", HoheLuftschiff vom Theater Zeppelin
Scherz beiseite

"Sitzt der Mörder wohl auf diesem schmucken Sofa?", fragt sich Miss Marple.

Die Hochkonjunktur von Krimis hält an. Auch Kinder sind als Krimiliebhaber, ob Hörbuch oder Film, längst entdeckt. Jetzt spielt ein Kurs für zehn- bis zwölfjährige Kids der Theaterschule Zeppelin einen Klassiker der Krimikomödien mit der schrulligen englischen Lady Miss Marple. Am Sonntag hatte die Comic-Krimi-Komödie: „Scherz beiseite“ Premiere. Die jungen Amateurschauspieler zeigten eine beachtliche Leistung bei der Bewältigung der Textmengen. Denn trotz Strichfassung von Regisseurin Teresa Musal lebt das Stück vor allem von seinen Verwicklungen, folglich den Dialogen.

Im Haus von Tante Letti auf Little Paddock haben sich allerlei illustre Gäste zusammengefunden. Sie sind einer Einladung gefolgt, nämlich einem Mord beizuwohnen. Der geschieht auch, natürlich wider Erwarten der Gäste. Das Opfer: Rudi Scherz. Nun suchen Inspektor Craddock und Miss Marple nach Antworten auf eine Menge Fragen. Wollte Mister Scherz Tante Letti erschießen? Wer erbt was und wie sind welche Gäste miteinander verwandt? Sind Julia und Patrick die Geschwister für die sie sich ausgeben? Craddock will die Hausherrin vor einem erneuten Mordanschlag schützen. Doch Miss Marple durchschaut die Geschichte und setzt das Puzzle richtig zusammen.

Die jungen Darsteller spielen Erwachsene und stecken mehr oder minder allesamt in Erwachsenen-Kleidung aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Mancher Haarschopf ist grau gefärbt. Das ist komisch anzusehen, täuscht aber selbstverständlich nicht über die jungen Gesichter hinweg. Vielleicht ist es genau dieser Zwiespalt, der das Ganze zur Comic-Komödie für die ganze Familie macht, wie das Zeppelin Theater das Stück kategorisiert. Denn die wenigen Requisiten, die nicht realistisch sind, sondern überdimensioniert und aus Pappe oder Styropor – zwei Tisch-Lampen und zwei Tassen, eine Torte –, reichen als Überzeichnung ins Schrille eines Comics nicht aus. Auch das für heutige Spielweisen deutlich überzeichnete Sprechen ist dem Fernsehzuschauer als „very british“ zu vertraut, um wie ein Comic zu wirken.

Fazit: eine große Sprechleistung der jungen Amateure und eine nette, kleine Unterhaltung. Beim Ensemblespiel muss noch hervorgehoben werden, wie gut sich die Schauspieler bei Texthängern gegenseitig unterstützten!

Es spielen: Emma Borchers, Friederike Bruhns, Franka Frischling, Charlotte Harzer, Anna Sophie Haselon, Alexander Haselon, Maria Kienzle, Adelina Pliska, Leonie Schellack, Victoria Westphalen, Rosa Wichert, Leon Witte, Carlos Zimmermann.

Weitere Aufführungstermine: Sa. 21.4., So. 22.4., Sa. 12.5. und So. 13.5., jeweils 16 Uhr.

Text: Angela Dietz
Foto: Zeppelin Theater

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